Die Carolina Panthers mit ihrem neuen Head Coach Frank Reich sind einer der großen Gewinner der NFL Free Agency 2023.
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Die erste Woche der Free Agency liegt hinter uns und so langsam bekommen wir einen guten Überblick darüber, mit welchen Stärken und Schwächen die Teams in den Draft Ende April gehen. Es gibt noch eine Menge guter Spieler auf dem Markt, die in den nächsten Wochen Verträge unterschreiben werden, doch die wichtigsten Dominosteine sind bereits gefallen. Grund genug für uns bei TOUCHDOWN24, einen Blick auf die Teams zu werfen, die als größte Gewinner oder Verlierer aus der ersten Woche des neuen Ligajahres herausgehen.

Hier noch kurz eine Erinnerung: Wir haben für euch jeden relevanten Free-Agent-Move festgehalten, einfach hier klicken. Los geht’s:

Gewinner: New York Jets


Vieles hängt bei den Jets davon ab, ob der Deal mit Aaron Rodgers reibungslos über die Bühne geht. Man sollte niemals nie sagen, gerade im NFL-Business. Doch Green Bay hat auf keinen Fall eine starke Verhandlungsposition, nachdem Rodgers öffentlich bekannt gegeben hat, dass die Packers 2023 nicht mehr mit dem mehrmaligen MVP planen. Klar, finanziell würden die Packers profitieren, wenn sie den Trade bis zum Sommer hinauszögern, falls Rodgers' Vertrag nicht umstrukturiert wird.

Doch die Packers dürften auch Interesse daran haben, das Thema möglichst schnell hinter sich zu bringen und sich nicht monatelang mit einer potenziell hässlichen Trennung herumschlagen zu müssen. Das ist weder im Interesse von Rodgers noch von Green Bay. Daher gehe ich davon aus, dass der Trade in den nächsten Tagen finalisiert wird. Damit wären die Jets der größte Gewinner der Free Agency, haben sie doch endlich den Star-Quarterback gefunden, der wieder Playoff-Football nach New York bringen soll.

Verlierer: New England Patriots


Bleiben wir gleich in der AFC East, wo es mir schwerfällt, mit allzu viel Wohlwollen auf die Offseason der Patrios zu blicken. Der größte Hoffnungsschimmer ist die Ankunft von Bill O'Brien als neuer Offensive Coordinator für Mac Jones, der den erfolglosen Matt Patrica – eigentlich ein Defensivspezialist – ablöst. Darüber hinaus gibt es wenig Positives zu berichten. Die 25 Millionen garantierten Dollar für Wide Receiver JuJu Smith-Schuster scheinen teuer, wenn man gleichzeitig auch für 33 Millionen Jakobi Meyers hätte halten können. Es ist kein richtig schlechter Move, aber maximal ein Schritt auf der Stelle.

James Robinson mit einem 4-Millionen-Dollar-Vertrag auszustatten, ist da schon fragwürdiger, hat er doch im Vorjahr nach seiner Verletzung wenig „Juice“ gezeigt, verdient jetzt aber trotzdem Top-16-Geld für einen Runningback. Das Backfield gehört klar Rhamondre Stevenson, da hätte es günstigere Lösungen für einen Backup gegeben. Und jetzt habe ich noch kein Wort darüber verloren, dass New England offensichtlich mit Riley Reiff als Starter auf Left Tackle in die Saison gehen will, der bei den Bengals und Bears schon floppte.

Gewinner: San Francisco 49ers


Ja, die 49ers haben in dieser Free Agency viele Spieler verloren. Wenn ein Team Erfolg hat, kann man dieses Phänomen öfter beobachten: Dass Spieler, die zuvor unter dem Radar geflogen sind, sich vor Interessenten plötzlich kaum retten können. Das führt dann in der Regel zu sehr teuren, wenn nicht überteuerten, Verträgen wie dem, den Offensive Tackle Mike McGlinchey in Denver bekam (5 Jahre, 87 Mio. 52,5 Mio. garantiert). Als Team kann man dann schlicht nicht mehr alle Spieler halten.

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Dennoch haben es die Niners geschafft, mit Javon Hargrave einen der besten Spieler dieser Free Agency nach Kalifornien zu locken. Eine Defensive Line mit Hargrave, dem amtierenden DPOY Nick Bosa und Arik Armstead ist eine Urgewalt, welche die beste Defense des Vorjahres noch gefährlicher macht – und möglicherweise auch die Lücken überspielt, welche die Abgänge von Jimmie Ward und Emmanuel Moseley in der Secondary hinterlassen haben.

Verlierer: Green Bay Packers


Diese Free Agency ist eine Wunde, die sich die Packers selbst zugefügt haben. Die Packers bräuchten eigentlich freien Cap Space, um das Team um den neuen Starter Jordan Love herum aufzubauen. Den haben sie aber nicht, weil sie versuchen, alles aus den Jets für Aaron Rodgers herauszuquetschen. Das Problem: Green Bay hat eine schwache Verhandlungsposition, wie im Abschnitt über die Jets schon erwähnt. Wenn der Trade irgendwann finalisiert ist, werden sich die Packers wohl damit begnügen müssen, nur wenig Kompensation von den Jets zu bekommen.

Die Tatsache, dass sich Green Bay das nicht eingestehen will, hat zu Stagnation geführt. Klar, die Packers waren noch nie die großen „Player“ in der Free Agency, doch bislang haben sie nur mit ihrem Long Snapper verlängert, während Allen Lazard und Robert Tonyan ihre Zelte jetzt woanders aufschlagen. Das Leben für Love wird so nicht einfacher, sondern im Gegenteil jeden Tag härter, den Green Bay in Verhandlungen mit den Jets verbringt und somit keine neuen Akteure nach Wisconsin holt.

Gewinner: Carolina Panthers


Die Panthers kamen mit einer großen Menge an Dead-Cap in die Free Agency, da Christian McCaffrey und der im Draft-Trade mit den Bears abgegebene D.J. Moore noch immer in Carolinas Büchern stehen. Dennoch hat es die Franchise geschafft, mit wenig Geld große Kaderlücken zu schließen – auch, indem sie den Einfluss und die Verbindungen genutzt hat, die der neue Head Coach Frank Reich in seiner Zeit in der NFL geknüpft hat. Der Vierjahresvertrag für Miles Sanders (25 Mio. Dollar) ist ein tolles Beispiel dafür, auch wenn er nicht zwingend wieder 1.300 Yards wie in Philadelphia liefern wird. Muss er für diesen Preis aber auch gar nicht.

Tight End Hayden Hurst und Strong Safety Vonn Bell sind klare Verstärkungen und die Verpflichtungen von Shy Tuttle und DeShawn Williams helfen beim Umbau der Defense auf das neue 3:4-System. Nehmen wir dann noch den Vertrag für Andy Dalton hinzu, der letztes Jahr gezeigt hat, dass er einer der besten Backup-QBs der Liga ist, gibt es wenig zu kritisieren. Natürlich wird die Offseason der Panthers vor allem daran bewertet werden, wie der neue Quarterback, den die Franchise wohl Ende April ziehen wird, einschlägt. Dennoch ist es beeindruckend, wie es das Team geschafft hat, so viele Lücken auf einmal zu schließen, ohne dabei mit Geld um sich zu werfen.

Verlierer: Ron Rivera (Washington Commanders)


An dieser Stelle könnte ich auch Sam Howell erwähnen, der zwar vermutlich als Starter der Commanders in die Saison gehen wird. Doch allzu groß scheint das Vertrauen des Front-Office in diesen Plan nicht zu sein, holte die Franchise mit Jacoby Brissett doch einen mehr als fähigen Backup als Notfallplan. Der wirkliche Verlierer ist aber Head Coach Ron Rivera, der – einen Blockbuster-Trade im Draft mal ausgeschlossen – auch sein viertes Jahr in der Hauptstadt nur mittelmäßiges Quarterback-Play bekommen wird.

Von Alex Smith über Ryan Fitzpatrick und Carson Wentz bis hin zu Taylor Heinicke, Rivera hat nie einen echten Gewinner-Typen auf seiner Seite des Feldes. Dieser Trend wird sich 2023 vermutlich fortsetzen, auch wenn das Team immerhin Andrew Wylie von den Kansas City Chiefs loseiste, um den jungen Howell zu unterstützen. Doch in einer Division mit Dak Prescott, Jalen Hurts und dem unter Brian Daboll erstarkten Daniel Jones ist das viel zu wenig, um ernsthaft ein Wörtchen um die Playoffs mitzureden.

Gewinner: Sean Payton (Denver Broncos)


Egal, was mit Russell Wilson passiert, der neue Head Coach der Broncos hat das Geld in der Free Agency vor allem in die langfristige Infrastruktur des Teams gesteckt, kommen die wichtigsten Neuzugänge doch alle als Verstärkung für die beiden Lines oder die „Trenches“, wie der Amerikaner sagen würde. Klar, die Broncos haben für Mike McGlinchey und Ben Powers eine Menge Geld auf den Tisch gelegt, doch dieses Investment ist der erste Schritt bei der Rückkehr zu einer Run-First-Offense, die Wilson am besten liegt.

Als neues Prunkstück der Defensive Line wurde Zach Allen verpflichtet, der im Vorjahr eine Breakout-Saison in Arizona feierte. Damit sollte Denver endlich ein wenig Interior-Pressure bekommen, um mit den Superstar-QBs in der eigenen Division mithalten zu können. Eine weitere starke Verpflichtung, die unter dem Radar fliegt, ist Backup-Quarterback Jarrett Stidham, der sein Upside bereits in Las Vegas gezeigt hat – alles für den Fall, dass Wilsons Karriere auch unter Payton nicht mehr zu retten ist.

Verlierer: Kansas City Chiefs


Eines vorweg: Solange Patrick Mahomes und Andy Reid in Kansas City das Sagen haben, sind sie immer einer der Top-Favoriten auf den Super Bowl. Dennoch ist die Free Agency aus Sicht des amtierenden Champions nicht gerade optimal gelaufen. Die Chiefs lagen vermutlich richtig, die Forderungen von Left Tackle Orlando Brown Jr. abzulehnen, und der Markt stimmte ihnen zu. Brown unterschrieb für 16 Millionen Dollar pro Jahr bei den Bengals – weit weg von den 23 Millionen, die Kansas City dem 26-Jährigen vor der 2022er-Saison angeboten haben soll.

Doch dann legten die Chiefs eine 180-Grad-Wende hin und gaben satte 80 Millionen Dollar (20 Mio. pro Jahr) für Right Tackle Jawaan Taylor aus. Das Upside des ehemaligen Jaguars ist offensichtlich, doch er war in seiner Zeit in Jacksonville sehr inkonstant. Die Chiefs zahlen hier bereits den Geldwert eines Stars, der Taylor vielleicht niemals sein wird. Außerdem wird Taylor wohl auf die linke Seite der O-Line wechseln müssen – ein weiterer, unsicherer Faktor bei dieser Verpflichtung. Darüber hinaus haben die Chiefs nach dem Abgang von JuJu Smith-Schuster eine Lücke im Receiving-Corps, die ebenfalls noch gefüllt werden muss.


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