Brandin Cooks ist weg und die Houston Texans benötigen vor dem NFL Draft 2023 dringend Receiver-Hilfe.
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Wenn es eine Strategie gibt, der sich alle General Manager in der Liga in Sachen Draft anschließen würden, dann ist es diese: Draftet nicht nach Need, sondern holt stets den besten verfügbaren Spieler auf dem Board. Zu oft in der Vergangenheit haben Teams im Draft für Spieler gereacht, weil sie eine große Lücke im Roster hatten. Nur selten waren solche Picks von Erfolg gekrönt, dennoch machen sie Teams immer wieder. Welche Franchises dieses Jahr die größten Kaderlücken haben, zeigt euch TOUCHDOWN24.

 

Quarterbacks der Indianapolis Colts


Die Colts haben, Stand heute, drei Quarterbacks im Kader, die 2022 Spiele gestartet haben. Sowohl Nick Foles und Sam Ehlinger als auch Neuzugang Gardner Minshew konnten bei ihren Einsätzen aber nur bedingt überzeugen. Foles wurde im Januar bereits 34 und zeigte bei seinen beiden Auftritten im Vorjahr nichts mehr von der Magie, mit der er einst die Philadelphia Eagles zum Super-Bowl-Triumph geführt hat. Minshew spielte als Backup für den verletzten Jalen Hurts eine starke Partie gegen die Cowboys, war aber mit seinem PFF-Grade von 35,4 der Hauptgrund, warum das Spiel gegen die Saints eine Woche später sang- und klanglos verloren ging.

Bleibt Ehlinger, der drei Spiele für die Colts im Jahr 2022 startete und sich dabei von Spiel zu Spiel verbesserte. Sein bester Auftritt kam gegen die Texans im letzten Saisonspiel, als er zumindest ein respektables 63,5-Grading (Passer-Rating 77,0) einheimsen konnte. Der 24-Jährige ist zwar noch jung, doch wenig deutet darauf hin, dass ihn die Colts als Quarterback der Zukunft betrachten. Daher wird die Franchise wohl im Draft an Position 4 tätig werden. Floridas Anthony Richardson, der physisch talentierteste Quarterback, der je in die NFL gekommen ist, wird oft als Fit für den neuen Head Coach Shane Steichen genannt, da dieser bereits bei den Eagles gezeigt hat, dass er mit laufstarken Quarterbacks umgehen kann.



Offensive Line der Tennessee Titans


Die Titans stellten im Vorjahr eine der schwächsten Offensive Lines der Liga und haben bisher relativ wenig getan, um die Situation zu verbessern. Tennessee entließ seinen langjährigen Center Ben Jones und cuttete auch Left Tackle Taylor Lewan, der in den letzten Jahren öfter verletzt war und seinen Zenith bereits überschritten hat. Aus dieser Sichtweise ergibt die Entlassung Sinn, dennoch war Lewan in der Vorsaison der beste O-Liner im Team. Außerdem wurde Left Guard Nate Davis, ein solider Run-Blocker für Derrick Henry, entlassen und schlägt jetzt in Chicago seine Zelte auf.

Die Titans verpflichteten zwar zwei Offensive Linemen in der Free Agency, direkte Verstärkungen sind Guard Daniel Brunskill und Offensive Tackle Andre Dillard aber nicht. Brunskill verlor vor dem Start der 2022er-Saison seinen Stammplatz bei den San Francisco 49ers, während es Dillard trotz seines Resümees als Erstrunden-Auswahl 2019 nicht schaffte, sich bei den Philadelphia Eagles durchzusetzen. Dennoch, der 27-Jährige hat zumindest das Potenzial, sich langfristig als Starter zu etablieren. Die Titans werden aber nicht umher kommen, im Draft noch einmal nachzulegen.

Defensive Line (Interior) der Las Vegas Raiders


Die Raiders haben bereits seit Jahren eine der schwächsten Interior Defensive Lines der Liga und dieses Problem nach wie vor nicht gelöst. Der starke Pass-Rush rund um Superstars wie Maxx Crosby hilft wenig, wenn in der Mitte der Line Jerry Tillery und Bilal Nichols starten sollen. Tillery hat es bis dato versäumt, seine Erstrunden-Auswahl im Draft 2019 (Chargers) zu rechtfertigen. Er ist über die letzten Jahre einer der schlechtesten Interior-Defender gegen den Lauf und hat auch kaum Impact als Pass-Rusher.

Nichols hatte einige solide Saisons bei den Bears, hat in den vergangenen beiden Jahren aber merklich nachgelassen und konnte 2022 nur noch ein 55,5-PFF-Grade einstreichen. Bei den Backups wird es nicht besser: Der beste ist noch Routinier John Jenkins, der in seine elfte Saison geht, aber noch nie mehr als 500 Snaps in einer Spielzeit auf dem Rasen stand – ein klassischer Rotationsspieler eben, aber keiner, auf den man sich als Starter verlassen kann. Im Draft MÜSSEN die Raiders nachrüsten, wenn sie 2023 nicht erneut überlaufen werden wollen.

Wide Receiver der Houston Texans


Die Texans trennten sich in der Offseason von ihrem Nummer-Eins-Receiver Brandin Cooks, der jetzt für die Cowboys in der NFC aufläuft. Ein interner Kandidat für den Cooks-Ersatz ist Nico Collins – ein junger Spieler mit enormem Potenzial, der in seinen ersten beiden Spielzeiten aber weniger als 1.000 Snaps auf dem Rasen stand und noch keine 1.000 Receiving-Yards in seiner Karriere hat. Collins wird 2023 mit Sicherheit einen großen Schritt nach vorne machen, doch man kann von dem 24-Jährigen noch nicht erwarten, dass er einen gestandenen Star wie Cooks eins zu eins ersetzt.

Das Problem für die Texans: Davon ist auch bei den beiden Neuzugängen Robert Woods und Noah Brown nicht auszugehen. Woods hat längst nicht mehr die Qualität zu seinen Zeiten bei den Los Angeles Rams und muss mehr als schwache Nummer Zwei oder starke Nummer Drei in einem Receiving-Corps gesehen werden. Gleiches gilt für Brown, der es bei den Cowboys nicht schaffte, aus dem Schatten von CeeDee Lamb und Amari Cooper zu springen. Houston braucht also noch eine klare Nummer Eins, die vielleicht im Draft kommen wird. Gerade Ohio States Jaxon Smith-Njigba ist ein oft gehandelter Name an 12. Position.



Cornerbacks der Arizona Cardinals


Die Cardinals gingen mit dem Cornerback-Duo Jace Whittaker und Christian Matthew in die letzte Partie der Vorsaison und obwohl man vor allem aufgrund von Verletzungen zu diesen No-Names griff, wird sich das Bild 2023 nicht wesentlich bessern. Starter Byron Murphy verließ die Franchise in Richtung Minnesota und die Cardinals haben noch keinen Ersatz für ihn geholt. Routinier Antonio Hamilton und Marco Wilson in seinem dritten Jahr in der Liga sind derzeit die prognostizierten Starter. Wilson zeigte einen leichten Leistungsanstieg zum Ende der 2022er-Saison, war davor aber statistisch gesehen einer der schwächsten Cornerbacks der Liga.

Und Hamilton stand in seiner Karriere erst 1.071 Snaps auf dem Feld, obwohl er bereits im Jahr 2016 (!) in die NFL kam. Er zeigte zwar in den vergangenen beiden Jahren durchaus Potenzial, war aber nach wie vor nur ein Rotationsspieler und ist schon über 30 Jahre alt – ein Schlüsselalter für Cornerbacks, da anschließend viele Spieler einbrechen. Im Draft werden die Cardinals noch einmal, wenn nicht sogar mehrfach, nachlegen müssen, um mit der Firepower vieler Teams in der Liga mithalten zu können.


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