Jordan Poyer (#21) ist einer der besten Defense Free Agents für das Jahr 2023 in der NFL.
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Während die ganze Football-Welt schon vom Draft redet, der vom 27. bis 29. April in der Heimat des amtierenden Champions Kansas City stattfindet, geht es ab Mitte März erstmal einmal offiziell in die Free Agency – für mich der spannendste Part der ganzen Offseason. In der Vorwoche habe ich bereits den Fokus auf die besten Offensivspieler gelegt, die auf den Markt kommen (könnten). Heute geht es bei TOUCHDOWN 24 um die besten Defender, um die Teams in den kommenden Wochen kämpfen werden.

 

Javon Hargrave, Defensive Interior, Philadelphia Eagles


Prognostizierter Vertrag: 3 Jahre, 18,3 Mio./Jahr (36 Mio. garantiert, 55 Mio. insgesamt)

In den letzten Saisons hat sich Hargrave an der Seite von Namen wie Aaron Donald und Chris Jones als einer der besten Interior-Defender in der NFL etabliert. Seit 2020 liegt er mit einem Pass-Rush-Grade von 92,2 (PFF) nur hinter den beiden erwähnten Superstars und auch seine Pass-Rush-Win-Rate von 18,8 Prozent ist die drittbeste in dieser Zeitspanne. Hargrave wird zwar im Sommer schon 30, doch gerade als Interior-Defender ist in diesem Alter lange noch nicht Schluss.

Was Hargrave so interessant macht, ist seine Flexibilität. War er zu seiner Zeit in Pittsburgh vor allem als exzellenter Run-Stopper bekannt, erweitere er sein Repertoire in Philly und ist nun auch einer der besten Interior-Rusher der Liga. Es scheint, als könne Hargrave beides jederzeit abrufen – je nachdem, was von ihm verlangt wird. Das ist für alle Teams interessant, die nicht wie Philadelphia oft auf exotische 5-Men-Fronten setzen, sondern eher „klassisch“ spielen.

Jamel Dean, Cornerback, Tampa Bay Buccaneers

 

Prognostizierter Vertrag: 4 Jahre, 17 Mio./Jahr (47,5 Mio. garantiert, 68 Mio. insgesamt)

Deans neuer Vertrag in Tampa Bay, insofern er ihn natürlich bekommt, würde sich vermutlich irgendwo im Bereich dessen orientieren, was Teamkollege Carlton Davis im Vorjahr von den Bucs bekam (3 Jahre, 44,5 Mio.). Dean ist ein wenig verletzungsanfälliger, war über die ersten Jahre seiner Karriere aber effektiver und vor allem konstanter als Davis. Seit seinem NFL-Karrierebeginn im Jahr 2019 hatte Dean in jeder Saison ein PFF-Coverage-Grade von mindestens 75.

Dean tendiert, wie so viele Corner in der Liga, dazu, Passrouten zu „jumpen“, weswegen er hin und wieder tiefe Receptions erlaubt. Doch seine Größe, seine Athletik und seine Physis an der Line of Scrimmage werden ihn für viele Teams interessant machen. Der 26-Jährige hat nicht die besten Ball-Skills (nur sieben Picks in vier Jahren) und ist teilweise etwas hüftsteif. Doch das ist auch schon die einzige Kritik an einem Cornerback, der das seltene Paket mitbringt, selbst physische Monster wie A.J. Brown und Co. verteidigen zu können.

Jessie Bates III, Safety, Cincinnati Bengals


Prognostizierter Vertrag: 5 Jahre, 15 Mio./Jahr (40 Mio. garantiert, 75 Mio. insgesamt)

Es scheint ganz so, als würde Bates in dieser Offseason tatsächlich auf den freien Markt kommen. Die Bengals haben den 26-Jährigen im Vorjahr mit dem Franchise-Tag belegt und ihm im gesamten Jahresverlauf keinen vernünftigen, langfristigen Vertrag vorgelegt. Alleine angesichts des Teamerfolgs der Bengals-Defense wird Bates in der Free Agency viele Interessenten haben.

Doch auch seine Stats sprechen für ihn: Er war laut PFF der 13.-beste Safety in diesem Jahr (76,8) und überzeugte vor allem als zuverlässiger Run-Stopper. Dazu kommt die Tatsache, dass Bates nun in jeder seiner fünf Saisons mindestens 1.000 Snaps auf dem Feld stand – eine derartige Verlässlichkeit gibt es nur selten in der NFL. Nur Kevin Byard, der Star-Safety der Tennessee Titans, ist seit 2018 bei mehr Snaps auf dem Rasen gestanden.

Lavonte David, Linebacker, Tampa Bay Buccaneers


Prognostizierter Vertrag: 2 Jahre, 11 Mio./Jahr (15 Mio. garantiert, 22 Mio. insgesamt)

David ist einer der besten Off-Ball-Linebacker seiner Generation und spielt nach wie vor exzellenten Football. Er könnte von Positivbeispielen wie Demario Davis (Saints) oder Bobby Wagner (ehemals Rams, jetzt Free Agent) profitieren, die auch in ihren 30ern noch einiges zu bieten haben. Der eine kleine Schritt, den man im Alter womöglich verliert, kann man durchaus mit Instinkten und Game-IQ wettmachen.

David hat von beidem mehr als genug. Sein PFF-Coverage-Grade von 88,5 war das zweitbeste aller Off-Ball-Linebacker in dieser Saison. Über die letzten vier Jahre liegt dieser Wert sogar bei 93,0 – absolute Ligaspitze. Der 33-Jährige wird wohl finanziell ein paar Einbußen hinnehmen müssen, doch er würde nach wie vor viele Teams besser machen. Das gilt vor allem für Contender, die dringend Hilfe in der Mitte der Defense benötigen.

James Bradberry, Cornerback, Philadelphia Eagles


Prognostizierter Vertrag: 2 Jahre, 12 Mio./Jahr (16,5 Mio. garantiert, 24 Mio. insgesamt)

Bradberry war ein Baustein einer furiosen Eagles-Defense, die ihren Teil zum Super-Bowl-Run der Franchise beitrug. In der Regular-Season erlaubte Bradberry eine Completion-Percentage von nur 46,0 Prozent – der viertbeste Wert aller Cornerbacks. Seien 19 forcierten Incompletions waren zudem die zweitmeisten ligaweit. Zudem spielte der 29-Jährige diese Saison das vierte Jahr in Folge mindestens 1.000 Snaps.

Nach Jahren als Nummer eins verschiedener Verteidigungen wird Bradberry in der Offseason wohl nur noch als „Nummer zwei“ betrachtet werden, aber dennoch sollte es zahlreiche Interessenten geben. In einer Liga, die mehr und mehr vom Passspiel dominiert wird, ist es essenziell, mindestens zwei gute Passverteidiger im Team zu haben. Bradberry ist hierfür die beste und Preis-Leistung-technisch günstigste Option auf dem freien Markt.

Daron Payne, Defensive Interior, Washington Commanders


Prognostizierter Vertrag: 4 Jahre, 20 Mio./Jahr (55 Mio. garantiert, 80 Mio. insgesamt)

Bereits früh in seiner NFL-Karriere hat Payne gezeigt, dass er das Zeug zu einem exzellenten Run-Stopper hat. In der Zeitspanne von 2018 bis 2020 lag er mit 86 Run-Stops an der Spitze der Liga. Seit zwei Jahren hat sich der 25-Jährige auch merklich im Bereich Pass-Rush gesteigert, sodass ihn Offensive Linemen nun auch hier ernst nehmen müssen.

Seit dem Start der 2021er-Saison hat Payne 95 Quarterback-Pressures auf dem Konto (Rang 10) und auch seine Pass-Rush-Win-Rate von 11,8 Prozent ist für Interior Defender sehr gut. Payne muss noch zeigen, dass er beide Aspekte seines Spiels über 17 Spiele durchziehen kann – doch das Talent dafür ist allemal vorhanden.

UPDATE: Die Commanders haben Payne in der Nacht von Montag auf Dienstag mit dem Franchise Tag belegt, wie Adam Schefter von ESPN zuerst berichtete. Er ist damit der erste Spieler der neuen Saison, der mit dem Tag belegt wird. Payne hat damit die Möglichkeit, für 18,9 voll garantierte Millionen im nächsten Jahr zu spielen oder nach wie vor einen langfristigen Vertrag mit den Commanders auszuhandeln.

Jordan Poyer, Safety, Buffalo Bills


Prognostizierter Vertrag: 2 Jahre, 8,5 Mio./Jahr (11,5 Mio. garantiert, 17 Mio. insgesamt)

Poyer hat bereits vor der Saison eine Vertragsverlängerung angestrebt und seine Leistungen in diesem Jahr haben gezeigt, warum er sich diese auch verdient hätte. Seine zahlreichen, kleinen Verletzungen zum Saisonende illustrieren aber auch die Bedenken Buffalos, ihren jahrelangen Leistungsträger mit einem langfristigen Vertrag auszustatten. Doch Poyer hat zwischen 2017 und 2021 in jeder Saison mindestens 950 Snaps gespielt – seinen Kampfgeist kann man ihm also sicher nicht absprechen.

Trotz des Ausfalls seines kongenialen Safety-Partners Micah Hyde hat Poyer auch in diesem Jahr wieder exzellente Leistungen gezeigt, wenn er auf dem Feld stand. Sein PFF-Coverage-Grade von 92,1 seit 2020 ist das beste aller (!) Safeties in der Liga. Poyer mag älter werden (31), doch er hat nach wie vor einiges im Tank. Buffalo wird wohl alles versuchen, Poyer zu halten, doch auf dem Markt könnte der ehemalige Oregon-State-Absolvent vermutlich mehr verdienen.

Tremaine Edmunds, Linebacker, Buffalo Bills


Prognostizierter Vertrag: 4 Jahre, 17,5 Mio./Jahr (42 Mio. garantiert, 70 Mio. insgesamt)

Edmunds hatte in den ersten Jahren seiner Karriere in Coverage oft große Schwierigkeiten, konnte sich 2022 in diesem Aspekt aber merklich verbessern. Er ist ein unglaublich athletischer Spieler, der im Sommer erst 25 Jahre alt wird, nachdem er im 2018er-Draft als zweitjüngster Spieler seiner Draftklasse an 16. Stelle gezogen wurde. Man kann also mit Fug und Recht behaupten, Edmunds hat seine besten Jahre womöglich noch vor sich.

2022 konnte Edmunds bei 10,3 Prozent der Targets in seine Coverage eine Incompletion forcieren und erlaubte insgesamt nur vier explosive Plays das ganze Jahr. Er verpasste zudem nur 6,5 Prozent seiner Tackles, die niedrigste Marke in seiner jungen Karriere und ein weiteres Zeichen für die massiven Fortschritte, die Edmunds unter Sean McDermott genommen hat.

Haben die Liste knapp verpasst:


Dalvin Tomlinson, Defensive Interior, Minnesota Vikings
Marcus Davenport, Edge, New Orleans Saints
Cameron Sutton, Cornerback, Pittsburgh Steelers
Dre'Mont Jones, Defensive Interior, Denver Broncos
Chauncey Gardner-Johnson, Safety, Philadelphia Eagles
Zach Allen, Defensive Interior, Arizona Cardinals


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