In Nigeria gibt es viele Prinzen und Prinzessinnen verschiedener Monarchien, was sie nicht weniger stolz auf ihre Herkunft macht, als andere Blaublüter. Und so gab Mutter Bolanle, Tochter des berühmten Künstlers Seven-Seven, ihren Kindern Mariam, Olabisi, Azeez und Jamiu Bolaji (B.J.) ihre Kenntnisse über die südwestnigerianische Kultur der Yoruba und ihre Werte an die Kinder weiter: “Gedenkt der Menschen, die ihr repräsentiert. Merkt euch die Namen. Alles war ihr tut, tut ihr für eure Kultur, für eure Familie.


Nachdem Bolanle aus dem Königshaus Ibadan in die Vereinigten Staaten von Amerika fortzog, war es ihr stets wichtig, ihre zwei Töchter und zwei Söhne in Erinnerung an ihre Herkunft zu erziehen. So kann sie mit Azeez und B.J. in Yoruba sprechen, einer westnigerianischen Sprache, wenn sie nicht möchte, dass andere um sie herum verstehen, worüber sie mit ihren beiden Jungs sprechen möchte.

„Sie haben so viel Respekt vor ihren Eltern“, sagt Richard Morgan, der als Highschool-Trainer von BJ und Azeez öfter im Haus der Familie zu Besuch war und die Ojularis sehr gut kennt. „Ihre Eltern behandeln sie so gut, aber sie erwarten, dass sie den Familiennamen wahren und großartige Menschen sind. Und BJ und Azeez, genau das tun sie. Und ihre Schwestern tun es auch.“

Gefragte Recruits

Azeez und B.J. wachsen in Marietta, Georgia auf und spielen gemeinsam an der örtlichen High School. Azeez bringt es in seinem letzten Jahr zum All-American, B.J. bricht eine Saison später den Schulrekord in Sacks und wird in der Region zum Defensive Player of the Year ernannt. Beide verbindet die gemeinsame Passion zum Football und der enge Familienbund. Dennoch gehen sie am College unterschiedliche Wege. Auch um der Sportwelt zu zeigen, dass trotz vieler Gemeinsamkeiten individuelle Qualitäten hinter den Namen Azeez und B.J. stehen.

Vor Angeboten können sich die athletischen Freaks kaum retten. Alle SEC Powerhouses bekunden ihr Interesse an den groß gewachsenen Pass Rushern. Weil er später angefangen hat, Football zu spielen, muss sich Azeez, der ältere, gefallen lassen, dass sein jüngerer Bruder B.J. besser spielt. Aussagen von Coaches, die ihn zunächst frustrieren, motivieren ihn später immer mehr und sorgen für eine besondere Fokussierung des heranwachsenden Athleten.

Hier offenbart sich der größte Unterschied zwischen den beiden Brüdern. Azeez ist durch seinen anfänglichen Trainingsrückstand disziplinierter und konzentrierter, in gewisser Weise vorsichtiger, während B.J. aggressiver auf Quarterback-Jagd geht. Laut ihrer Mutter zeige sich das auch in der Sauberkeit ihrer Zimmer, wie sie mit einem Augenzwinkern in einem Interview mitteilt. 

Azeez ist der Bodenständige, bleibt in Georgia und spielt für die Bulldogs. B.J. zieht es an die Louisiana State. Sein erstes Spiel macht er 2020 für die LSU Tigers als Azeez sich in den letzten Zügen seiner College Karriere befindet.

Den Bruder bei den Bulldogs zu beerben, wäre also eine plausible Möglichkeit für B.J. gewesen. Doch Georgia war für ihn nie eine Option. Jeder der Jungs wollte auf eigenen Pfaden wandeln, was sich bisher für beide ausgezahlt zu haben scheint. Während Azeez gerade darum zittern muss, dass sein jüngst aufgestellter teaminterner Rekord eines New-York-Giants-Rookies mit acht Sacks bereits in 2022 von Neuzugang Kayvon Thibodeaux wieder gebrochen wird, will Bruder B.J. sich noch ein paar Mal öfter nach einem Sack auf die Brust schlagen, um im NFL Draft 2023 noch früher als Azeez gezogen zu werden. 

B.J. spielt mit Herz, Azeez mit Verstand

Während der ältere Bruder sein Spiel zerlegt und auch häufig in Coverages droppt, ist B.J. der emotionale Spieler, der bei jedem Play alles in seine Aktionen legt. Das zeigt sich bei einem Spiel an der High School, von dem sein ehemaliger Coach bis heute schwärmt, besonders.

B.J. spielt an diesem Tag als Edge Defender und Offensive Tackle. Zur Pause liegt Marietta bereits mit 35-0 zurück. Viele Stars gönnen sich an solchen Tagen eine Auszeit. Nicht B.J. Er gibt weiterhin bei jedem Spielzug Vollgas und das auf beiden Seiten des Balles, obwohl er immer wieder in doppelte Blocks oder Attacken genommen wird und kaum eine Chance erhält. 

„Andere Trainer haben (...) Gespräche (...) mit mir geführt“, sagt Marietta-Trainer Morgan. „Sie sagen: BJ Ojulari spielt jeden Snap und wir haben noch nie einen Moment gesehen, in dem er abhebt, (...). Er ist ein herausragender und erstaunlicher Mensch. Ich hatte in der Vergangenheit viele Spieler, die auf beiden Seiten spielen mussten, die wirklich großartige Arbeit geleistet haben. Aber die Qualität des Athleten, gegen den er an diesem Abend und jede Woche antrat, sticht hervor. Das ist der Unterschied, und er geht immer noch raus und dominiert und spielt ein großartiges Spiel.“

Der junge Ojulari ist an diesem Abend gegen Grayson, dass nur so strotzt vor künftigen All Americans, der beste Spieler auf beiden Seiten des Balles. Am Ende ist er zum Großteil dafür verantwortlich, dass Marietta sich bis zum 38-31 Endstand zurückkämpft. 

“Er war einfach enorm wichtig für uns an diesem Abend”, so Morgan, der das Glück hatte, sowohl mit B.J. als auch mit Azeez arbeiten zu dürfen. 

Entscheidendes Jahr am College

Als faszinierend in jeglicher Hinsicht lässt sich sein Einstand am College beschreiben. Aufgrund seines Spielstils machte Ojulari neben vielen besonderen Highlights immer wieder Fehler in seinem Spiel. Es gibt Momente, da sieht er aus wie der beste Pass Rusher im College Football. Dann unterlaufen ihm wieder Fehler, wie am ersten Tag. 

Dies will B.J. nun für sein letztes Jahr abstellen und konstanter den besonderen Spieler herausstellen, der er sein kann. Mit schnellen Aktionen über außen oder vor Kraft strotzenden Bull Rushes kommt er mit dem richtigen Timing gegnerischen Ballträgern häufig gefährlich nah. Er weiß, wie er jeden Zentimeter seiner langen Arme einsetzen muss, um bestmögliche Resultate zu erzielen. 

Jetzt muss er sich aber, wie sein älterer Bruder zuvor, anhören, dass er für die Entwicklung zu einem effektiven Spieler, konzentrierter am Snap arbeiten muss und besser vorbereitet in die Spiele gehen sollte. Hier darf er sich in der spielfreien Zeit gern etwas von seinem Bruder abgucken, der nun in sein zweites NFL-Jahr geht.

So kann B.J. seine Matchups noch tiefer umkurven und seine verschiedenen Moves gezielter einsetzen. Wenn er damit weniger Plays verpasst, wird er nochmal ein ganzes Stück produktiver spielen und seinem Team obendrein erheblich weiterhelfen. 

Große Karriere steht bevor

Es fehlen B.J. Ojulari 13 Sacks um der erfolgreichste Pass Rusher in der Geschichte der LSU Tigers zu werden und mit Rydell Melancon wenigstens gleichzuziehen. Wenn B.J. das gelingt, wird er seinen Namen nicht nur in Mock Drafts in den Top Ten lesen können, sondern auch am Draft Day 2023 in diesem Bereich ein neues Team finden. Ansonsten gilt er als unfertiger Defender und wird eher im Bereich seines Bruders, rund um die 50. Position landen. Spätestens dann wird sein athletisches Upside aber zu verlockend.  

B.J. tut, was seine Mutter ihm, seinem Bruder Azeez und seinen Schwestern beigebracht hat. Er versucht jeden Tag seine Familie zu ehren, konstant Leistung zu bringen und keine Herausforderung zu scheuen. Er packt ihre Aufgaben mit Herz und Selbstverständnis an. Im Fall von Azeez können sich die New York Giants auf diese besonderen Persönlichkeit die nächsten Jahre genauso verlassen, wie das NFL Team, dass B.J. im nächsten Draft auswählen wird.

Über den/die Autor/in
Philipp Forstner
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Philipp Forstner
Autor / Redakteur
Philipp schreibt bei TOUCHDOWN24 u.a. über den College Football

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