Die Bears entscheiden in wenigen Tagen über die Quarterback-Frage. Credit: Imago Images / USA Today / Jamie Sabau

Die Chicago Bears bestimmen erneut die Schlagzeilen der frühen Offseason und das dürfte ganz nach dem Geschmack von General Manager Ryan Poles sein. Entgegen vieler Aussagen hat er über die Zukunft von Justin Fields und dem First Overall Draft Pick, der vermeintlich die Auswahl von Quarterback Caleb Williams betrifft, noch keine Entscheidung getroffen. Beim NFL Combine wird er dieses aber fällen. 

Als Kolumnist und Bears-Fan ist das gerade eine aufregende Zeit für mich. Ausgestattet mit einem Starting Quarterback, der für etwa zehn NFL Teams eine Verbesserung ihrer derzeitigen Situation darstellen würde und der möglichen Auswahl des besten Spielers im NFL Draft 2024 an erster Stelle dürften wohl viele General Manager in der NFL gerade mit Ryan Poles tauschen wollen. Der wichtigste Entscheider bei den Bears hat aber gleichzeitig eine folgenreiche Wahl zu treffen. Denn mit Justin Fields oder einem neuen Quarterback muss das Schiff auf Erfolgskurs. Ansonsten droht der erneute Rebuild und höchstwahrscheinlich die Entlassung von Poles. 

Deshalb tut der GM gut daran, die Entscheidung nicht zu überstürzen. In den letzten Wochen durfte er bereits Angebote interessierter Teams für Justin Fields und für den First Overall Draft Pick hören. Manchmal erhielt er vielleicht sogar im selben Telefonat Anfragen für beide Optionen. 

Nun weiß Poles zumindest, was er von anderen Teams bekommen würde, wenn er sich für das eine oder das andere entscheiden würde. Denn im Fall der Auswahl eines Rookie-Quarterbacks wäre Justin Fields per Trade zu haben. Will Poles in Zukunft mit seinem derzeitigen Starter weitermachen, kann er den höchsten Pick an den Meistbietenden versteigern. 

Justin Fields

Für Justin Fields spricht aktuell, dass die Mannschaft hinter ihm steht und die Coaches wissen, was sie an ihm haben. Er ist überaus athletisch, intelligent und aufgeschlossen. Der Anreiz, ihn noch weiter zu entwickeln, ist sicherlich vorhanden. Die Anzeichen, dass der noch 24-jährige weitere Schritte hin zum Franchise-Quarterback gehen kann, sind da. 

Doch es gibt auch Probleme. Fumbles und Turnover vor allem in kritischen Phasen des Spiels konnte Fields bisher nicht abstellen und hierfür kann GM Poles nicht allein das Play Calling oder das schwache Receiving Corps abseits von D.J. Moore verantwortlich machen. Das ist eine offensichtliche Schwäche, wie das zu lange Warten auf ein Big Play, während Fields dann unnötige Hits und Sacks innerhalb der Pocket kassiert. 

 

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Caleb Williams

Wir können gewiss Argumente für Drake Maye oder Jayden Daniels finden und es ist wichtig, sich aus Sicht von Chicago mit der gesamten Quarterback-Klasse zu beschäftigen. Doch die Bears werden sich nur für einen Ausnahme-Quarterback von Justin Fields abwenden und Caleb Williams könnte genau dieser Playmaker sein. Schließlich gewann er bereits vor einem Jahr die Heisman Trophy und trug seine USC Trojans praktisch allein auf seinen Schultern durch die letzten zwei Saisons. 

Ähnlich wie Andrew Luck und Trevor Lawrence ist die Rede bei Williams nicht von einem One-Hit-Wonder, sondern von einem ganz besonderen Talent seiner Generation. Seit mehreren Jahren wird der Spielmacher als First Overall gehandelt. Doch NFL-Teams können sich täuschen. 

Denn ob diese spezielle Qualität in Williams tatsächlich steckt und wie er charakterlich für die Rolle des Franchise-Quarterbacks geschaffen ist, das gilt es während der Interviews und Tests beim NFL Combine, so gut das in der kurzen Zeit möglich ist, herauszufinden. Erst dann wird Poles mehr als nur ein Gefühl dafür bekommen, ob er die nächste Dekade mit Caleb zusammenarbeiten will.  

Entscheidung fällt beim Combine

Deshalb kann sich der Bears-GM noch gar nicht entschieden haben. Erst durch die persönlichen Gespräche der kommenden Tage ab dem 26. Februar wird Poles ein klares Bild vom Rookie-Quarterback erhalten. Dann wird er dieses mit den bisherigen Erkenntnissen zu Justin Fields abgleichen und eine endgültige Entscheidung treffen.  

Dabei wird sicher auch eine Rolle spielen, welche Trade-Angebote ihm Teams bis dahin machen. In Persona begegnen sich die meisten General Manager während des Combines und auch der letztjährige Deal mit den Carolina Panthers, der überhaupt Grund dafür ist, dass die Bears an erster Stelle dran sind, obwohl sie nicht das schlechteste Team waren, wurde in dieser Woche finalisiert.  

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Mehr als zwei Optionen

Die beiden offensichtlichen Optionen sind Caleb Williams zu draften und Justin Fields zu traden oder Justin Fields zu behalten und den First Overall zu traden. Sehr unrealistisch ist ein Szenario, bei dem Fields bleibt und mit dem First Pick Marvin Harrison Jr. geholt wird, um das Receiving Corps weiter aufzupumpen. Dafür dürften die Angebote selbst für einen geringen Down-Trade einfach zu lukrativ sein. 

Im letzten Jahr habe ich realistische Szenarien dokumentiert, die sich so ähnlich auch bestätigt haben. Der Artikel ist hier nachzulesen. Wir dürfen dabei nicht vergessen, dass Poles bei einem solchen Trade auch wieder einen Blue-Chip-Player verlangen wird, der für einen Firstrounder steht. Denn machen wir uns nichts vor, erst der zusätzliche Trade von D.J. Moore hat die Bears auch kurzfristig verstärkt und gleichzeitig abgesichert, dass der Pick von den Panthers sehr früh in diesem Jahr sein dürfte. 

Sollte man Justin Fields hingegen abgeben, wird das wohl kaum unter einem späten Erstrundenpick möglich sein. Dafür hat der noch unter 25-jährige zu viele positive Ansätze gezeigt und präsentiert bei seinem athletischen Profil obendrein zu großes Potential. Da es bereits mehrere Anfragen gegeben hat, wäre ein Preis darunter mittlerweile auch unrealistisch. 

Doch müssen die Bears bei einem zu geringen Angebot Fields gar nicht traden. Es würde zwar etwas Geschick benötigen, um den Locker Room zusammenzuhalten, doch mit einem Franchise Tag im kommenden Jahr belegt, könnte Fields auch dann noch getradet werden, während er in diesem Jahr noch als vollwertiger Starter fungiert und seinen zukünftigen Preis auf dem Markt selbst bestimmt. 

Die Kansas City Chiefs haben Patrick Mahomes schließlich auch im ersten Jahr hinter Alex Smith sitzen lassen. Noch besser zu vergleichen ist vielleicht aber die Situation bei den Los Angeles Chargers seinerzeit mit Drew Brees und Philip Rivers, da Brees damals ebenfalls noch unter seinem Rookie-Vertrag spielte. Für diesen Hinweis danke ich meinem alten Kollegen von Beardown Germany, mit dem es in der kommenden Woche eine Podcast-Folge bei Footballquark zu diesem Thema geben wird. Dort bespreche ich in dieser Woche auch das Talent von Caleb Williams und seinen Konkurrenten in dieser Draftklasse: 

Die Bears haben eine kritische Entscheidung in den nächsten Wochen zu fällen und Ryan Poles wird diese von den bisher gesammelten Erkenntnissen und den Interviews vom NFL Combine abhängig machen. Denn eine für die Franchise so bestimmende Auswahl will gut überlegt sein. 

Niemand kann mit Sicherheit sagen, ob die Wahl auf Williams oder Fields am Ende auch die richtige ist. Da sollte zumindest der Prozess, der zu dieser Entscheidung führt, vernünftig ablaufen. GM Poles zeigt sich derzeit nicht gehetzt und nimmt sich die nötige Zeit. Bald werden wir erfahren, wie es bei den Bears weitergeht. 

Über den/die Autor/in
Philipp Forstner
Instagram - https://www.instagram.com/draftnerd/
Philipp Forstner
Autor / Redakteur
Philipp schreibt bei TOUCHDOWN24 u.a. über den College Football

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