Von Hamburg an die amerikanische Westküste zum College Football: Maurice Heims (Washington Huskies). Credit: Imago Images / USA Today / Joe Nicholson

Einst versuchte sich Sebastian Vollmer als Schwimmer, ehe er die Leidenschaft für Football in sich entdeckte und später mit den New England Patriots zwei Super Bowl Titel gewinnen sollte. Seit seinem Karriereende kann niemand mit Gewissheit sagen, wann der nächste deutsche Spieler die Vince Lombardi Trophy holen wird. Doch eines steht fest. Es gibt so viele Anwärter wie noch nie. Hier sind alle aktiven deutschen College Spieler, die sich Chancen für die NFL ausrechnen. 

Sportart Nummer Eins in Deutschland ist und bleibt Fußball. Viele der aktuellen Footballspieler aus unserer Heimat haben sich natürlich auch im Spiel mit dem runden Ball versucht. So profitiert auch Hero Kanu von den Ohio State Buckeyes von einer hervorragenden Beinarbeit, die er nach eigener Aussage vom Fußball hat. Er wird mit so vielen Deutschen, wie noch nie, in diesem Jahr auf allerhöchstem College Football Level spielen.

 

Deutsche Starter im College Football

Wer bei einem größeren College als Starter gelistet wird, darf sich berechtigte Hoffnungen auf die NFL machen. Scouts werden sich mit diesen deutschen Talenten näher beschäftigen und es gibt eine gute Chance, gedraftet zu werden. 

 

Brandon Coleman / Offensive Tackle, TCU Horned Frogs

Der Deutsch-Amerikaner lebte die meiste Zeit seiner Kindheit in Berlin, wo er sich vor allem im Basketball versuchte. Vor sieben Jahren zog Brandon Coleman zurück nach Amerika, wo er zunächst die Denton High School und später das Trinity Valley Community College besuchte. Angebote erhielt er u.a. von der Florida State, entschied sich aber gegen die Alma Mater von Björn Werner und landete an der TCU in Texas, wo er es letztes Jahr im Zusammenspiel mit Steve Avila in der Offensive Line der Horned Frogs bis ins Endspiel um die National Championship schaffte und von Beginn an spielte. 

Coleman darf sich gute Chancen für den kommenden Draft ausrechnen. Als Redshirt Senior ist dies sein letztes Jahr an der TCU. 

 

Maximilian Mang / Tight End, Syracuse Orange

Aus einem Vorort von Berlin in Brandenburg stammt Maximilian Mang. Der junge Tight End sah den Super Bowl der Denver Broncos und Seattle Seahawks im Fernsehen und verliebte sich in die Sportart, wie er TOUCHDOWN24 im Interview vor sieben Monaten berichtete. “Zufällig gab es in meiner Region mit den Potsdam Royals ein Team, wo ich anfangen konnte.” 

Mang blieb aufgrund seiner hervorragenden Athletik nicht lange unentdeckt. Brandon Collier von PPI Recruits kontaktierte den Brandenburger und überzeugte ihn davon, es in den USA zu versuchen. 

Jetzt geht Maximilian in seine dritte aktive Saison und ist Starter an der Syracuse. Vorwiegend wurde er bisher als Blocking Tight End eingesetzt. Doch Mang hat an seinem Route Running intensiv gearbeitet und kann mit seiner Schnelligkeit ein echter Shootingstar in diesem Jahr werden. Dann entschließt er sich vielleicht sogar, zum Draft 2024 zu gehen. Er hätte aber noch ein weiteres Jahr Zeit für diese wichtige Entscheidung. 

 

Nouredin Nouii / Offensive Guard, Nebraska Cornhuskers

Nouredin Nouii ist 22 Jahre alt und ging einst als Austauschschüler in die USA. An der Norris High School in einem Vorort von Lincoln, Nebraska entwickelte sich das Schwergewicht zu einem echten Star in der Offensive Line. 

Das Angebot der Colorado State Rams nahm er zwar an, ging aber nach einem Jahr als Walk-On zurück nach Nebraska. Bei den Cornhuskers arbeitete sich der Kriminologie-Student aus Frankfurt ohne Stipendium in den Kader hoch, erhielt endlich seine Scholarship und wird nun zum ersten Mal in der Offense von Head Coach Matt Rhule auf Guard starten. 

 

Yilanan Ouattara / Defensive Tackle, Vanderbilt Commodores

Aus der Jugend der Cologne Crocodiles stammt Yilanan Ouattara. Bereits als Freshman spielte der Kölner in zehn Spielen für die Vanderbilt Commodores und absolvierte sein wohl bisher bestes Spiel ausgerechnet gegen den späteren Champion Georgia Bulldogs. 

Zwar ist Vanderbilt fast in jedem Jahr das Schlusslicht der SEC, doch kann sich Ouattara keinen härteren Wettbewerb wünschen, um weiter auf sich aufmerksam zu machen. Er spielt erst seit 2019 Football, weshalb bessere Angebote im Recruiting Prozess nahezu ausgeschlossen waren. Da er nun aber als Starter übernimmt, könnte, bevor 2024 sein vielleicht letztes College-Jahr anbricht, nochmal ein Transfer zu einer erfolgreicheren Schule anstehen. Aber das ist Zukunftsmusik. 

 

Julius Welschof / Edge, Charlotte 49ers

Ein Transfer, den Julius Welschof bereits hinter sich gebracht hat. Allerdings in eine andere Richtung. Bei Michigan erhielt der, laut Bruce Feldman von The Athletic, als athletischer Freak bezeichnete Bayer einfach zu wenig Spielzeit, um sein Potential auszuschöpfen. 

Charlotte spielt in der Conference-USA und dort steigt er zu den besten Spielern seines Teams auf. Welschof will sein letztes Jahr nun nutzen, um für den nächsten Draft gute Argumente zu sammeln. NFL-Teams holen sich über die Spielerauswahl gern Talent mit hohem Potential, welches sie am College noch nicht ausschöpfen konnten. Da passt Welschof, der gerade seinen Abschluss in Sozialer Arbeit gemacht hat, doch perfekt ins Profil. 

 

Deutsche Rotationsspieler im College Football

Als Rotationssspieler am College spielt man nicht etwa eine untergeordnete Rolle. Vor allem der Altersunterschied zwischen Freshman, Sophomore, Junior und Senior über die vier, vielleicht fünf Jahre College Zeit erlauben es nur wenigen Spielern, von Beginn an als Starter zu spielen. Wer jedoch bereits in den ersten Jahren Snaps sieht, hat gute Chancen, in den kommenden zwei Jahren zum Starter heranzuwachsen. Und dann befindet man sich ebenfalls auf den Draft Boards. 

 

Joseph Appiah Darkwa / Defensive Tackle, Temple Owls

Nachdem Joseph Appiah Darkwa an der Penn State keine Spielzeit sah, entschloss dieser sich ebenfalls zum Wechsel in der letzten Offseason. Bei den Temple Owls ist er, im Gegensatz zu Welschof, aber noch nicht als Starter gesetzt, was sich jedoch bald ändern könnte. 

Der gebürtige Essener spielte in der U19 der Düsseldorf Panthers und wurde 2018 im Endspiel um die Deutsche Jugendmeisterschaft zum MVP gewählt. Er geht nun als Redshirt Junior in seine vorletzte Saison. 

 

Maurice Heims / Edge, Washington Huskies

Maurice Heims geht offiziell in sein zweites aktives Jahr für die Washington Huskies. Seine Einsatzzeiten haben sich im letzten Jahr immer weiter gesteigert und so könnte der Hamburger sich langfristig über die Rotation zum Starter entwickeln. 

Heims besuchte bereits eine High School in Kalifornien. Damit konnte der Edge Rusher Entwicklungsschritte machen, die andere junge College Spieler aus Deutschland erst noch machen müssen. 

 

Hero Kanu / Defensive Tackle, Ohio State Buckeyes

Seine ersten Schritte in den USA absolvierte Hero Kanu ebenfalls an einer namhaften High School in Kalifornien. Dort spielte der junge und sympathische Defensive Tackle aus Fürstenfeldbruck so überzeugend, dass sich im Recruitingprozess alle großen Schulen des Landes um ihn bemühten. 

Wie er uns im Interview verriet, war es vor allem der erfahrene Defensive Line Coach Larry Johnson, der ihn von der Ohio State überzeugte. Kanu erwartet dort ein harter Wettbewerb im eigenen Team und sicher wird er in seinem ersten Jahr als Redshirt Freshman nicht über eine Rotationsrolle hinauskommen. Er schielt aber sicher auf Einsatzzeiten und soll ab dem kommenden Jahr dann als Starter für Michael Hall oder Ty Hamilton übernehmen. 

 

Hugo Klages / Defensive Tackle, UMASS Minutemen

Hugo Klages steht seit zwei Jahren auf dem Feld für die UMASS Minutemen. In der abgelaufenen Saison erzielte der Defensive Tackle seinen ersten Sack. In Braunschweig aufgewachsen, spielte der Niedersachse in der Jugend für die New Yorker Lions und wurde 2017 Jugend-Europameister mit der Deutschen Nationalmannschaft. 

In Bezug auf den Draft schlägt er nicht sonderlich große Wellen. Die UMASS ist eine sehr kleine und erfolglose Schule auf FBS-Level. Hier müsste Klages sich als voller Starter durchsetzen, will er von der NFL wahrgenommen werden. 

 

Marlin Klein / Tight End, Michigan Wolverines

Wer als Freshman bereits in zwei Spielen eingesetzt wird, noch dazu an einer der größten Schulen des Landes und auf einer Skill-Position, der hat eine große College-Karriere vor sich, die in der NFL enden soll. Marlin Klein wird nach dem Abgang von Luke Schoonmaker in seinem zweiten Jahr sicher weitere Spielanteile erhalten und will in Jahr Drei den Startplatz übernehmen. 

Dazu muss der 20-jährige Kölner erst einmal die Konkurrenz im eigenen Team ausstechen. Zuvor spielte Klein übrigens in der Jugend für die Cologne Crocodiles und wechselte anschließend an die High School nach Georgia. Gridiron Imports vermittelt viele ihrer Spieler zunächst an die Rabun Gap School, damit die jungen Männer sich von dort aus in die weite Welt des College Footballs aufmachen können. 

 

Lenny Kühl / Tight End, Toledo Rockets

In München geboren und aufgewachsen, spielte Lenny Kühl u.a. für die Fursty Razorbacks, ehe er an die High School nach Oklahoma wechselte. Von dort aus nahm er das Angebot der Toledo Rockets an und spielt seit 2021 auf Tight End für das Team aus der Midamerican Conference (MAC). 

Im ersten Jahr erhielt Kühl noch wenig Einsatzzeiten. Als Sophomore bestritt er dann jedes Spiel, machte seine ersten beiden Receptions und gewann am Ende die Conference Meisterschaft. Nun will er sich zum Starter-Posten hocharbeiten, um diesen wenigstens für sein Senior-Jahr 2024 zu übernehmen. 

 

Roberto Miranda / Tight End, Arizona Wildcats

Roberto Miranda studiert in Arizona Grundschullehramt. Für die Wildcats wird er aufgrund seiner Schnelligkeit und Athletik vor allem in den Special Teams eingesetzt. Mit mehr Erfahrung soll sich das für den Berliner in seinem Junior-Jahr nun ändern. 

Wenn bei dem Tight End der Knoten platzt, dürften sich seine Spielanteile vor seinem letzten College-Jahr von Spiel zu Spiel steigern. In der Pac-12 erhält er dann auch die nötige Aufmerksamkeit, um sich für den Draft zu profilieren. 

 

Mark Petry / Offensive Tackle, Syracuse Orange

Mark Petry befindet sich mit Maximilian Mang im selben Team. Der 24-jährige Offensive Tackle spielte für die Mainz Golden Eagles auch in der Defense und auf Tight End. Erst am Community College spezialisierte er seine Rolle in der Offense. 

Nach einer Verletzung in 2021 spielte Petry im letzten Jahr in der Field Goal Unit und erhielt gegen das Boston College längere Einsatzzeit auf Left Tackle. Er kämpft derzeit mit Enrique Cruz um den Startposten, nachdem Matthew Bergeron in die NFL abgewandert ist. 

 

Paul Rubelt / Offensive Tackle, Central Florida Knights

Lange Zeit sah es danach aus, als könnte Paul Rubelt als Starter auf Left Tackle in die Saison 2022 gehen. Dann wurde ihm im August spontan ein Transfer von der Jacksonville State vor die Nase gesetzt und Tylan Grable hat den Startplatz nie wieder hergegeben. 

Rubelt kann noch zwei Jahre am College spielen und wird weiter versuchen, Spielzeit zu erhalten. Rotationsmöglichkeiten gibt es in der Line für den jungen Mann aus Frankfurt (Oder) leider nicht. In der Offensive Line legt man sich auf seine fünf Starter fest. 

 

Marko Vidackovic / Defensive Back, Oregon Ducks

Hier hat es Marko Vidackovic deutlich leichter. Unter den Defensive Backs wird ständig rotiert und manchmal stehen sogar fünf oder gar sechs Spieler gleichzeitig in der Secondary auf dem Feld. Außerdem gibt es für den Stuttgarter Möglichkeiten, über die Special Teams an Spielzeit zu gelangen. 

Davon machte der Redshirt Sophomore in der abgelaufenen Saison auch Gebrauch. Vidackovic erhielt nach seiner Zeit an einer US-High-School immer wieder Kurzeinsätze. Diese gilt es nun weiter auszubauen. 

 

Linus Zunk / Edge, Vanderbilt Commodores

Linus Zunk nahm 2022 sein Redshirt-Jahr und wird erst in dieser Saison auf dem Spielfeld eingesetzt. Der gebürtige Berliner spielte zuvor zwei Jahre an der High School in Georgia und wünscht sich bestimmt nichts mehr, als zukünftig gemeinsam mit Yilanan Ouattara an der Front zu stehen. Zunk befindet sich noch ganz am Anfang seiner College Karriere. Ouattara ist ihm ein Jahr voraus. 

 

Deutsche auf dem Roster im College Football

Eher eine untergeordnete Rolle in ihren Teams spielen die folgenden deutschen Spieler. Sie leben ihren Traum und studieren an einem namhaften College in den USA. Viele von ihnen erhalten so auch sportlich eine hervorragende Ausbildung. Die Teams der ELF und GFL sollten sie daher unbedingt auf der Rechnung haben. Fans des europäischen Footballs können sich schon einmal den ein oder anderen Namen merken. 

 

Aric Burton / Edge, Transferportal (Angebot Appalachian State Mountaineers)

Aus Oberbayern über die High School ans College schaffte es Aric Burton. Der Verteidiger erhielt einige wirklich gute Angebote, entschied sich nun nach seinem Redshirt-Jahr aber direkt zum Wechsel, nachdem er zuvor das Angebot der West Virginia University angenommen hatte. 

Die Appalachian State Mountaineers wollen ihn und Burton wird nicht mehr allzu lang mit seiner Entscheidung warten. Denn in diesem Jahr will er sicher endlich spielen wollen. 

 

Joshka Gustav / Outside Linebacker, Colorado Buffaloes

Joshka Gustav hat gerade seinen Abschluss in Psychologie gemacht und wird versuchen, sich einen Platz im Kader der Colorado Buffaloes zu sichern. Die räumen gerade unter dem neuen Head Coach Deion Sanders mächtig auf und auch Gustav muss aufpassen, dass er der Neusortierung nicht zum Opfer fällt. 

Aufgrund der zahlreichen Neuzugänge ist es sehr wahrscheinlich, dass Gustav nur wenig Einsatzzeit erhält. Sein Bruder Niklas spielt bereits für die Raiders Tirol in der ELF. Vielleicht zieht es den gebürtigen Hamburger Joshka nächstes Jahr auch wieder dorthin. 

 

Alexander Honig / Tight End, UCONN Huskies

Alexander Honig wechselte zunächst von Quarterback auf Tight End und im letzten Winter dann von der TCU nach UCONN. Der anfänglich große Hype um den deutschen Quarterback an einem Power-Five-College ist längst verflogen und das ist für Honig vielleicht auch ganz gut so. 

Er wird versuchen, sich seinen Platz an einer kleinen Schule auf FBS-Level zu erkämpfen. Gleichzeitig kann er Mentor für andere deutsche College Athleten sein. Denn keine andere Schule bot im diesjährigen Recruitingprozess so vielen deutschen Spielern ein Stipendium an, wie die Universität in Connecticut. 

Die kommen zwar alle erst zur Saison 2024 an die Schule. Doch Honig kann sich bis dahin ja schonmal umsehen. 

 

Maximilian Lantzsch / Tight End, New Mexico Lobos

Max Lantzsch kommt aus Sachsen und spielte standesgemäß für die Dresden Monarchs, ehe er über die High School an die East Carolina University wechselte. Dort wurde der Tight End in seinem ersten Jahr nicht berücksichtigt. 

Der Wechsel nach New Mexico soll jetzt dabei helfen, endlich auf dem nächsten Level Fuß zu fassen. Er ist jedoch nicht der einzige Transfer auf Tight End und wird sich erstmal durchbeißen müssen. 

 

Moritz Oberhofer / Offensive Line, Colorado State Rams

Moritz Oberhofer kommt aus Nürnberg. An der Colorado State spielt er nun, genauso wie in seiner fränkischen Heimat, auf Offensive Tackle für die Rams. Die Konkurrenz ist allerdings groß beim Team aus der Mountain West Conference und Einsatzzeiten erhalten in der Regel nur die Starter. Beobachten wir mal, welche Rolle er in Zukunft erhalten wird. 

 

Magnus von Saldern / Defensive End, UMASS Minutemen

Der Berliner Magnus von Saldern absolvierte bisher einen Einsatz an der UMASS für die Minutemen. Er bekommt längst nicht die Aufmerksamkeit, wie Hugo Klages und kämpft um einen Kaderplatz. 

Zahlreiche weitere Athleten spielen auf FCS-Level oder der Division II oder III im College Football. Dass so viele junge Männer diese einmalige Gelegenheit erhalten, ist das Resultat der hervorragenden Arbeit von Gridiron Imports und PPI Recruits in Deutschland, die wiederum von einer stetig besser werdenden Jugendarbeit profitieren. 

Über den/die Autor/in
Philipp Forstner
Instagram - https://www.instagram.com/draftnerd/
Philipp Forstner
Autor / Redakteur
Philipp schreibt bei TOUCHDOWN24 u.a. über den College Football

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