Ezekiel Elliott ist nicht der einzige Runningback, der in eine ungewisse Zukunft blickt. Credit: Imago Images / USA TODAY Network / Raymond Carlin

Einst gehörten Runningbacks zu den schillerndsten Gesichtern der NFL, mittlerweile hat ihr stetiger Bedeutungsverlust aber ganz neue Tiefen erreicht. Die jüngsten Beispiele von Ezekiel Elliott und Dalvin Cook beschreiben einen Trend, der nur sehr schwer aufzuhalten zu sein scheint!

Es ist noch gar nicht so lange her, da wären bei der Frage nach den besten Runningbacks der NFL ganz sicher auch zwei Namen in den Raum geworfen worden, die nun zumindest für den Moment arbeitslos sind. Es handelt sich um Ezekiel Elliott und Dalvin Cook, zwei mehr als verdiente NFL-Profis, die für ihre letzten Teams gute Dienste über viele Jahre leisteten. Die eben jene Mannschaften nun aber nicht mehr haben wollen.

Es mag absolut berechtigte Grundlagen für die Entscheidungen der Dallas Cowboys sowie der Minnesota Vikings geben, sich von Elliott und Cook zu trennen, darunter ökonomische Perspektiven, Verletzungsanfälligkeit oder persönliche Ungereimtheiten. Nichtsdestotrotz sind diese Fälle Ausdruck eines schon länger als ein Jahrzehnt andauernden Trends, der die Bedeutung von Runningbacks in der NFL ins Bodenlose sinken lässt.

Dalvin Cook sucht neues NFL-Team

Dalvin Cook ist seit Jahren ein absoluter Leistungsträger für die Vikings, ein Star-Runner, wie er im Buche steht. Vier 1000-Yard-Spielzeiten, vier Pro Bowls hintereinander und massig Highlight-Plays lieferte der 27-Jährige für seinen Arbeitgeber ab. Jetzt aber entlässt ihn ein Team, dass nach einer überragenden Regular Season im Vorjahr eigentlich in Richtung hochhängender NFL-Früchte schielen und somit weiter auf einen Star wie Cook setzen müsste. Eigentlich.

Natürlich hätte Cook in den kommenden Jahren viel Geld kassiert – die Vikings sparen sich etwa neun Millionen in Cap Space mit dem Release – aber Minnesotas Runningback-Raum verleitet Fans nicht gerade zu Luftsprüngen. Alexander Mattison ist ein Career-Backup, der letztes Jahr 3,8 Yards pro Carry schaffte, und dann sind da noch Journeyman Ty Chandler sowie Siebtrundenpick DeWayne McBride. Es zeigt abermals, wie stark die Bedeutung selbst guter Runner in der NFL abgenommen hat, wenn ein Team aus einer klassischen Cold-Weather-Division so eine Lineup für okay erachtet, bei allem nötigen Respekt für die im Roster verbliebenen Spieler.

Runningbacks ohne echte Zukunftsperspektive

Vielleicht schielen die Vikings ja auf Ezekiel Elliott oder einen Leonard Fournette, ebenfalls verdiente Runningbacks die gerade Post vom NFL-Arbeitsamt bekommen. Elliott wurde ein Opfer seines eigenen Erfolgs, unterzeichnete er doch vor einigen Jahren einen Mega-Deal, der schon bei Unterschrift unmöglich zu erfüllen schien und längst zu einem der mahnenden Finger geworden ist, der General Manager vor allzu hohen Runningback-Kontrakten warnt. Dafür ist die Performance auf der Position selbst bei großartigen Spielern oft zu volatil, das Verletzungsrisiko zu hoch, die äußeren Faktoren für gute Leistungen in Form von zum Beispiel der Offensive Line zu zahlreich, als das man viel Geld in seine Runner stecken könnte.

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Am Ende läuft es auf eine bittere wie aber auch eigentlich selbst erklärende Wahrheit hinaus: Die Teams treffen knallharte, marktorientierte Entscheidungen. Experten meinen, dass Cook wohl kaum mehr als fünf Millionen Dollar auf dem freien Markt bekommen wird, mit ähnlichen Summen wird sich wohl auch Ezekiel Elliott abfinden müssen, wenn er denn ein neues Zuhause finden möchte. Da erscheinen die gut zehn Millionen, welche Saquon Barkley und Josh Jacobs als potenzielle Franchise-Tag-Spieler auf dem Tisch liegen haben, wie ein finanzieller Segen. Aber das sagt ihr den beiden besser nicht, denn beide denken schließlich über einen Holdout nach.

Die NFL trifft knallharte Business-Entscheidungen

Gerade Jacobs machte just Schlagzeilen mit einem kryptischen Tweet ob seiner Zukunft bei den Las Vegas Raiders, so mancher vermutet sogar, er könnte das vertragliche Stand-Off bis zum Äußersten ausreizen. Nur helfen wird es ihm oder auch anderen Runningbacks nach ihm wenig. Mit 28 Jahren verlieren viele von ihnen ihren höchsten Gang, jedes Tackle ist wie ein Autounfall und der Unterschied zwischen Top-Star und solidem Low-Cost-Runner nicht selten zu marginal, als das man viel Geld für den eindeutig besseren Spieler ausgeben könnte.

Man muss lange suchen, bis man einen Super-Bowl-Gewinner findet, bei dem der Runningback zweifelsfrei der beste offensive Akteur war, geschweige denn einer der bestbezahltesten. In der modernen NFL geht diese Rechnung einfach nicht mehr auf und jeder Runningback weiß das tief in seinem Herzen auch. Das Problem ist nur, dass sie natürlich gerade ob der Kurzlebigkeit ihrer Position aus jeder Saison finanziell das Maximum herausholen wollen, was nicht zuletzt wegen dem immensen körperlichen Verschleiß nur allzu verständlich ist.

Besserung ist nicht in Sicht

Nur ist das NFL-Geschäft natürlich so weit von einem ethisch-moralischen Schlaraffenland entfernt wie Green Bay von San Diego – mit Flugrichtung Osten. Es wird in dieser Hinsicht keine Anpassung geben, solange die Liga nicht durch einen spielerischen Wandel wieder größeren Wert auf die Position des Runningbacks legt. Was ob moderner Regelentwicklungen oder der jüngsten historischen Evidenz, was in der Liga nachhaltig zum Erfolg führt, eher unwahrscheinlich bis unmöglich erscheint.

Für Spieler wie Elliott, Cook und ähnliche Namen, die wohl in den kommenden Jahren noch folgen werden, bleibt damit nur, der Realität ins Gesicht zu blicken und sich mit den Gegebenheiten der heutigen Liga abzufinden. Ein paar Millionen bleiben ja am Ende doch noch übrig und das ist schließlich eine ganze Ecke mehr, als so manch anderer Arbeitnehmer von sich behaupten kann…

Über den/die Autor/in
Moritz Wollert
Moritz Wollert
Moritz Wollert schreibt für TOUCHDOWN24 u.a. über die NFL. Für das monatliche Print-Magazin schreibt er u.a. die NFL History Artikel

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