Von Arizona zu den Tennessee Titans: NFL-Star DeAndre Hopkins. Credit: Imago Images / USA TODAY Network / Rob Schumacher

Er galt lange als einer der Top-Wide-Receiver auf dem freien NFL-Markt, jetzt hat DeAndre Hopkins ein neues Zuhause gefunden. Sein Vertrag bei den Tennessee Titans bringt ihm ein schönes Sümmchen Kohle ein, den Super Bowl dürfte er aber wohl nur aus weiter Ferne betrachten. Macht seine Unterschrift also Sinn oder nicht?

Träume sind gerade daher so schön, weil sie eigentlich keine Grenzen kennen. Man kann idealisieren, verdrängen, gestalten – träumen eben, ohne dass irgendjemand einem vorschreibt, wie man es machen sollte. Dies gilt eigentlich für jede Lebenslage und sicherlich auch für alternde NFL-Wide-Receiver.

In jener Situation befand sich unlängst auch DeAndre Hopkins. Er wurde von den Arizona Cardinals entlassen, war mit 31 Jahren zwar schon im fortgeschrittenen Passfänger-Alter, dafür aber zweifelsohne ein immer noch mehr als begehrter NFL-Profi. Das bedeutete, er konnte nach Jahren von guten aber niemals großen Teamleistungen in Houston und Phoenix endlich mal von der wirklichen Big Time träumen. Vom Auflaufen für einen Contender, von großen Playoff-Schlachten. Und natürlich vom Super Bowl, dem eigentlichen Fernziel eines jeden Spielers, der mal einen Becher Kaffee in der NFL genießen durfte. DeAndre Hopkins konnte aufgrund seiner doch immer noch guten sportlichen Leistungen auch davon träumen, nebst allen besagten Erfolgen auch noch ganz gut dabei zu verdienen. Und dann unterschreibt er bei den Tennessee Titans.

Mit DeAndre Hopkins wollen Titans nochmal angreifen

Er wird in den nächsten Wochen nicht müde werden, zu betonen, wie sehr sein Umzug in die Music City doch die Erfüllung eines Traumes sei, wie perfekt die gesamte Situation für ihn ist und dass er sich freut, mit den Titans in Richtung Super Bowl zu marschieren. Aber nochmal ganz ehrlich: Die Titans? Die toughen Titanen haben in den letzten Jahren immer wieder am großen Erfolg geschnuppert, letztendlich lag er aber doch immer in weiter Ferne. Wirklichen Contender-Status konnte man sich nie erarbeiten. Egal wie hart Derrick Henry rannte, egal wie brachial die Defense sich aufbäumte. Letztendlich war die Distanz ins gelobte Land doch ein klein wenig zu weit für die Wurfstärke von Ryan Tannehill.

Nun ist aber genau er wohl wieder erster Mann auf der Quarterback-Position bei den Titans. Viele andere Leistungsträger sind ein Jahr älter, das einstige Konstrukt bröckelt und man darf es sagen, die Verpflichtung von Hopkins scheint eher wie ein letzter verzweifelter Versuch, mit den ausgewachsenen Dreadlocks des All-Pro-Receivers doch noch einmal das sich rapide schnell schließende Meisterschaftsfenster zumindest in der Theorie offenzuhalten. Oder zumindest ein halbwegs adäquates Receiving-Corps auf die Beine zu stellen. Das mag natürlich auf dem Papier in einer schwachen Division irgendwie Sinn machen, aber letztendlich sind Super Bowl und die aktuellen Titans nicht unbedingt zwei Dinge, die zusammenpassen.

Welche Optionen hatte DeAndre Hopkins noch?

Warum also unterschreibt DeAndre Hopkins hier und nicht vielleicht in sagen wir Kansas City oder San Francisco? Philadelphia vielleicht? Für die echten Contender hätte er natürlich finanziell ordentliche Abstriche machen müssen, Tennessees Arbeitspapier ist mit 26 Millionen US-Dollar für zwei Jahre doch durchaus respektabel. Verbaut Hopkins seine Geldgier nun die vielleicht letzte Chance auf einen Super Bowl? Oder wollte ihn vielleicht niemand aus dem obersten NFL-Regal haben?

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Letzteres ist eher unwahrscheinlich. Denn obwohl Hopkins zuletzt aufgrund einer Doping-Sperre in Ungnade und Vergessenheit geraten war, stimmten seine Zahlen auf dem Feld immer noch. 31 ist für einen Receiver ein ordentliches Alter, Minimum Karriereherbst kann man sagen, aber an den Abgesang muss man da ganz sicher noch nicht denken. Schon gar nicht als fünffacher Pro Bowler, der vor noch gar nicht allzu langer Zeit Argumente hatte, wegen welchen man ihn zu den vielleicht drei besten Fängern der NFL zählen durfte.

Super Bowl bleibt für DeAndre Hopkins wohl ein Traum

Hopkins blinde Geldgier vorzuwerfen macht durchaus Sinn, greift aber vielleicht auch ein wenig zu kurz. So üppig NFL-Verträge der Neuzeit auch sein mögen, es ist eine besondere Situation, in der sich gut verdienende Profisportler befinden, eine Welt, die so weit entfernt ist vom normalen Alltag, dass hier einfach andere Gesetze gelten. Vom eigenen Sofa lässt sich leicht sagen, dass man Millionen über Millionen auf dem Tisch liegen lassen sollte, aber im letztendlichen Moment ist es dann doch durchaus menschlich, nach dem ertragreicheren Kontrakt zu greifen. Vor allem, wenn man vorher Jahre lang richtig gut verdient hat und eine Korrelation zwischen der eigenen Bezahlung sowie dem Wert innerhalb der Liga sieht.

Dennoch scheint der gesamte Deal doch arg so, als ob sich Hopkins ein klein wenig verkalkuliert hat. Dass er auf einmal in eine Situation hineingedrängt wurde, in der nur zwei Teams (die Patriots waren auch interessiert) seine Vorstellungen erfüllen wollten und konnten. Sein Stolz hat es ihm verbeten, für weniger eine bessere Super-Bowl-Chance zu erhalten. Man mag das nobel nennen, denn „Ring Chasing“ in Form vom vermeintlichem Verkauf unter Wert hat auch irgendwie etwas Verzweifeltes. Aber eben auch nur so lange, wie derjenige keinen Super Bowl gewinnt. Alle anderen schaffen sich eine Erinnerung für die Ewigkeit.

Auf diese wird DeAndre Hopkins nun wohl zumindest vorerst verzichten müssen. Außer natürlich in seinen Träumen…

Über den/die Autor/in
Moritz Wollert
Moritz Wollert
Moritz Wollert schreibt für TOUCHDOWN24 u.a. über die NFL. Für das monatliche Print-Magazin schreibt er u.a. die NFL History Artikel

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