Steht nicht nur sportlich im Mittelpunkt: Runningback Joshua Mack (2.v.r.), Credits: IMAGO / Oliver Vogler

Die German Football League biegt auf die Zielgerade ihrer regulären Saison ein und hat ausgerechnet jetzt neuen Ärger mit der European League of Football ausgemacht. Es geht um Jadrian Clark, Janis Kaiser und Joshua Mack. Letzterem droht nun eine zivil- und strafrechtliche Klage seitens der Marburg Mercenaries.

Mack ist Runningback und spielt seit kurzem für die Cologne Centurions. Die Kölner spielen keine gute ELF-Saison und sind, anders als im Vorjahr, weit weg von jeglichen Playoff-Ambitionen. Das Laufspiel hatten die sportlichen Verantwortlichen um General Manager David Drane und Head Coach Frank Roser als eine Schwäche ausgemacht und ihren Kader kurzfristig mit Joshua Mack verstärkt. Das Problem: Der US-Amerikaner stand bei den Marburg Mercenarties in der GFL unter Vertrag und das kommt bei den Hessen gar nicht gut an.

“Zum ersten Mal in meinen 30 Jahren Football in Marburg meint ein Spieler seinen Teil des Vertrages nicht erfüllen zu müssen und ohne Rücksprache einfach seine Koffer zu packen, um dann bei einem anderen Team in Deutschland weiterzuspielen“, sagt Carsten Dalkowski, Präsident der Mercenaries, auf der Vereins-Homepage. Bis zum Entstehen der European League of Football war dies in der Tat kein gängiges Problem. Schließlich spielten alle deutschen Mannschaften unter dem Dach des AFVD. Ein Wechsel innerhalb der Saison wurde innerhalb der unter dem AFVD gegliederten Vereine mit eine Spielsperre belegt. Es war also weder für einen Spieler noch für einen aufnehmenden Verein interessant, einen Spieler eines anderen deutschen Teams mitten in der Saison abzuwerben.

Forderungen der Mercenaries im mittleren vierstelligen Bereich

Diese Situation hat sich aber geändert. Die ELF versteht sich als franchisegebendes Unternehmen. Spielsperren aus anderen Spielbetrieben sind ihr erst einmal grundsätzlich egal, wie auch der Fall von Robin Häberle von Stuttgart Surge beweist. Der Offensive Lineman war wegen einer Tätlichkeit in einem Ligaspiel der Regionalliga mit einer lebenslangen Spielsperre vom AFVD belegt worden, zieht seit dieser Saison aber den ELF-Helm der Stuttgarter wieder an und kann somit auf deutschen Boden Football spielen.

Da zwischen AFVD und ELF keinerlei Zusammenarbeit besteht und es kein Agreement zwischen Football-Verband und Franchise-Liga gibt, befinden sich beide Parteien in derlei Fällen auf Kollisionskurs. Vor allem die Teams der German Football League – und der darunter liegenden Ligen – müssen sich auf den neuen Mitbewerber um die besten Spieler einstellen. Da ist die bevorstehende Klage der Mercenaries gegen ihren Ex-Spieler Mack ein erster Gradmesser, um zu bewerten, wie die rechtliche Lage aussieht. “Unsere Forderungen gegen ihn belaufen sich auf einen mittleren vierstelligen Betrag, das ist für niemanden ein Pappenstiel und extrem ärgerlich“, sagt Dalkowski weiter.

Kündigung möglich?

Die Frage ist, was zwischen den Mercenaries und Mack vertraglich geregelt war. Sicherlich steht dabei zur Disposition, dass im deutschen Football üblicherweise die Anreisekosten für Importspieler vom aufnehmenden Verein bezahlt werden. Natürlich in der Annahme, dass das Investment sich für den restlichen Saisonverlauf lohnt – Verletzungen eines Spielers einmal außen vor. Die Centurions haben nun faktisch einen Spieler unter Vertrag genommen, dessen Anreisekosten ein anderer Verein mutmaßlich gestemmt hat. Das ist ärgerlich für die Mercenaries, ob dies rechtlich aber von Belang ist, muss im Falle einer Klage ein Richter klären.

Eine weitere offene Frage gestaltet sich um die Relevanz eines Arbeitsvertrags. In Europa herrscht die freie Wahl des Arbeitgebers, jeder Arbeitsvertrag hat gesetzliche Kündigungsfristen. Ob also ein für eine ganze Saison ausgelegter Vertrag von einem Spieler auch zwingend erfüllt werden muss oder ob dieser grundsätzlich vorzeitig kündigen kann, ist eine weitere vom Gericht zu klärende Frage. Im Profisport weichen Sportarbeitsverträge üblicherweise von normalen Arbeitsverträgen ab. Kein Profisportler hat beispielsweise eine Entfristung seines Arbeitsvertrags, obwohl ein unbefristetes Anstellungsverhältnis nach zwei befristeten Jahren im Arbeitsrecht grundsätzlich vorgesehen ist. Dass die Mercenaries vorhaben, hier für Klarheit zu sorgen, ist daher grundsätzlich gut. Denn mit einem Urteil haben Vereine, Franchises und Spieler künftig eine Orientierung.

Die Fälle Jadrian Clark und Janis Kaiser

Es ist aber zu befürchten, dass sich die unter dem AFVD gegliederten Vereine für die Zukunft etwas einfallen lassen müssen. Denn der Fall Mack ist nicht der einzige Wechsel, der in den letzten Tagen in der GFL und GFL2 für Missstimmung gesorgt hat. Quarterback Jadrian Clark hat die Lübeck Cougars aus der GFL2 in Richtung Düsseldorf Rhein Fire verlassen. Auch hier wird ein Vertrag bestanden haben, wie die Cougars damit umgehen, ist noch unklar. Fakt ist, die Lübecker befanden sich mit Clark im Aufstiegsrennen zur GFL. Ob sie dort ohne ihren planmäßigen Quarterback weiter mitmischen können, ist eher unwahrscheinlich.

Ein weiterer Fall hat sich bei den Saarland Hurricanes zugetragen. Backup-Quarterback Janis Kaiser wechselte in die ELF zur Stuttgart Surge. Wie aus einem internen Dialog, der über die Sozialen Medien an die Öffentlichkeit gelangt war, zu entnehmen war, bestand zwischen Kaiser und den Hurricanes kein Vertrag. Die Hurricanes hatten sich der im deutschen Vereinsfootball üblichen Praktik der “Passverlängerung“ bedient und darauf gehofft, dass diese “Absichtsbekundung“ den Spieler moralisch an sein Team bindet. Das zumindest, soviel sollte durch die vergangenen Wochen klar geworden sein, wird künftig nicht mehr ausreichen. Vor allem, wenn die ELF mit Geld und Aufmerksamkeit lockt.

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Dirk Kaiser
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