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Spät in der Saison haben die Green Bay Packers plötzlich das Erreichen der Postseason in den eigenen Händen. Vieles erinnert dabei an 2016, als Aaron Rodgers seine Packers mit dem “Running-the-Table“-Spruch pushte. Doch wie berechtigt ist der Vergleich zu 2016, als Green Bay erst im NFC-Finale gestoppt wurde?

Aaron Rodgers ist ein Mann der klaren Worte. “Wir sind noch nicht tot“, hallte es nach dem nervenaufreibendem 31:28-Overtime-Erfolg über die Dallas Cowboys in Week 10 durch das heimische Lambeau Field. Die Chance auf den Playoff-Einzug hatte der amtierende MVP noch längst nicht abgeschrieben. Dass die Cheeseheads in den fünf Partien zuvor jeweils als Verlierer das Feld verließen – geschenkt. Das Problem: Auch nach dem Lebenszeichen setzte es gegen die Tennessee Titans und die Philadelphia Eagles erneut zwei Pleiten. Bei einer 4:8-Bilanz dürfte damals wohl auch der optimistischste Packers-Fan die verkorkste Saison endgültig abgeschrieben haben. Rodgers` Worte also nur Schall und Rauch? Von wegen! Ein perfekter Dezember später und die Packers haben nicht nur theoretische Chancen auf die Postseason. Sie sind mittendrin in einem spannungsgeladenen Kampf um den letzten NFC-Playoffspot.



Green Bay und ein fabulöser Saison-Endspurt – da war doch mal was. Auch 2016 stotterte der Motor gewaltig. Mit vier Niederlagen in Folge rutschten die Mannen in den grün-gelben Jerseys auf eine 4:6-Bilanz ab. Im Anschluss hielt Rodgers seine mittlerweile ikonische “Running-The-Table“-Rede. Angetrieben von seinem Optimismus gelang mit sechs Siegen in Folge der Turnaround. Erst im NFC-Championsship gegen die dominanten Atlanta Falcons war Schluss.

Die Parallelen zu 2022 sind nicht von der Hand zu weisen. Schwacher Start, ein optimistisch bleibender Rodgers, Start einer Siegesserie. Wird sich das Packers-Märchen also erneut wiederholen? Womöglich. Allerdings weisen beide Spielzeiten auch massive Unterschiede zueinander auf. Bestes Beispiel wäre da das Receiver-Corps. Jordy Nelson in absoluter Topverfassung, dazu ein aufsteigender Star namens Davante Adams und nicht zu vergessen Randall Cobb auf seinem Karriere-Höhepunkt. Das Trio sammelte in der Regular Season 2016 stolze 2864 Yards, dazu 30 Touchdowns. Und gehörte damit zur absoluten Cremé de la Cremé der Liga. Cobb ist auch 2022 Teil der Green-Bay-Offense, nach dem Abgang von Adams konnte die Lücke, die dieser hinterließ, aber kaum gefüllt werden. Rookies wie Christian Watson oder Romeo Doubs zeigen zwar ihr enormes Potenzial, für einen Playoff-Aspiranten ist der Receiver-Raum in Wisconsin aber vergleichsweise schwach aufgestellt.

Und einmal in den Playoffs...

Nicht zu vergessen: Die Defensive, die vor der Saison noch als eine der besten der Liga hochgelobt wurde, ließ in kritischen Situationen immer wieder das Big Play zu. Hinzu kommen langwierige Verletzungen von Pass-Rusher Rashan Gary sowie Defensive Back Eric Stokes, die der ohnehin gebeutelten Verteidigung offensichtlich alles andere als guttaten. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass Rodgers selbst großen Anteil an der diesjährigen Berg- und Talfahrt der Packers hat. Nach zwei MVP-Spielzeiten in Folge hat der Gunslinger in seiner mittlerweile 18. Spielzeit in Green Bay massiv abgebaut. Überragende Würfe lassen zwar immer wieder den Glanz der vergangenen beiden Jahre aufblitzen, es folgten im Anschluss aber auch in aller Regelmäßigkeit Totalaussetzer.

Mit einem noch unerfahrenen Receiving-Corps, einer strauchelnden Defense und einem menschelnden Rodgers scheinen Vergleiche mit der Comeback-Saison 2016 also vielleicht doch etwas weit hergeholt. Letztendlich haben es die Packers aber selbst in der Hand. Ein Sieg gegen die Detroit Lions am kommenden Wochenende und die Playoffs sind perfekt. Und dann mal schauen, wie weit Rodgers die Packers mit dem Rückenwind einer nahezu perfekten Endphase der Regular Season durch die Playoffs tragen kann. Plötzlich scheint ein “Running-The-Table“-2.0 so gar nicht mehr vom Tisch zu sein.

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Dirk Kaiser
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