Tua Tagovailoa geht kommende Saison in sein letztes Vertragsjahr - Ist für ihn bald Zahltag? Foto (c) IMAGO / USA TODAY Network

Die NFL-Saison 2023/2024 hat ihr letztes Spiel gesehen und erneut konnten sich die Kansas City Chiefs zum Super Bowl Champion krönen. Patrick Mahomes und die Chiefs haben endgültig bewiesen, dass sie über die mittelfristige Zukunft das Team sein werden, welches es zu schlagen gilt. Auf dem Weg zu diesem Ziel stellt die nun beginnende Offseason die Grundlage für den späteren Erfolg jeder NFL-Franchise dar.

Sei es in der Free-Agency oder im Draft, für alle Teams gibt es nun diverse Entscheidungen zu treffen, die die Zukunft der Franchises maßgeblich beeinflussen. Alle diese Entscheidungen genau zu betrachten, erscheint nahezu unmöglich, blicken wir deshalb auf drei der größten Offseason-Storylines.

 
Was machen die Bears mit dem First Overall Pick?

Den ersten Pick im Draft zu haben, ist die wohl größte Ressource in der ganzen NFL. Die Möglichkeit, den besten College-Spieler auszuwählen, bedeutet in den allermeisten Fällen die Chance, sein Team auf einer Premiumposition massiv upgraden zu können. Noch wertvoller erscheint dieser Pick jedoch im Falle der Chicago Bears, welche sich diesen Draft-Pick nicht durch sportlichen Misserfolg erspielten, sondern nun entscheidend von ihrem letztjährigen Trade mit den Carolina Panthers profitieren. Chicago, welches die Saison mit einem 7-10 Record beendete, besitzt nun grob gesagt drei Möglichkeiten, wie sie mit dieser Ressource verfahren können.

Variante 1: Einen Quarterback draften, Variante 2: kleiner Down-Trade, weitere Ressourcen mitnehmen und eines der großen anderen Talente in diesem Draft picken, oder Variante 3: größerer Down-Trade, viele Ressourcen einsammeln, aber dafür in diesem Draft auf ein großes Talent verzichten. Alle drei Varianten wirken verlockend, da Chicago auf der Quarterback-Position mit Justin Fields keineswegs schlecht aufgestellt ist. Die Vorstellung, ihm beispielsweise mit Marvin Harrison Jr. eine weitere talentierte Waffe zur Verfügung zu stellen, dürfte ebenso verlockend sein wie die Idee, das gesamte Team mithilfe vieler weiterer Draft-Picks in allen Mannschaftsbereichen upzugraden.

Dennoch wirkt der Pick eines Quarterbacks am Ende wie die logische Option. Fields hat in seinen drei NFL-Jahren beeindruckende athletische Fähigkeiten bewiesen und spektakuläre Plays gezeigt. Es fehlt jedoch bisher der Beweis, dass er auch als Passer aus der Pocket heraus konstant Spiele gewinnen kann. Diese Qualität dürften die beiden Top Quarterback Prospects im Draft, Drake Maye und Caleb Williams, beide mitbringen. Da auch Justin Fields nochmal für Draft-Picks getradet werden könnte, erscheint es am wahrscheinlichsten, dass die Bears mit dem ersten Pick im Draft, anders als letztes Jahr, selbst picken.

 
Welche Quarterbacks erhalten diese Offseason einen neuen Vertrag?

Mit Stand 16.02.2024, gehen mit Jordan Love, Jared Goff und Tua Tagovailoa drei Starting-Quarterbacks aus der oberen Quarterback-Mittelklasse in ihr letztes Vertragsjahr. Alle drei Quarterbacks haben in der vergangenen Saison beeindruckende Zahlen aufgelegt und ihr Team in die Playoffs geführt. Dennoch bringen alle drei Quarterbacks individuell betrachtet einige Fragezeichen mit, weshalb die Debatte über die Höhe ihres nächsten Vertrags kontroverser zu führen ist als bei einem Elite-Quarterback.

Insbesondere bei Tua und Goff lässt sich berechtigterweise die Frage stellen, ob beide nicht mehr von ihren guten Umständen und dem starken Playcalling profitieren. Einem solchen Game Manager einen Top-10 Quarterbackvertrag zu geben und ihm vermutlich über 50 Millionen im Jahr zu bezahlen, limitiert ein Team in seiner weiteren Roster-Building-Strategie nachweißlich. Hier sind diverse Teams in den letzten Jahren bereits in die Falle getappt und waren nach der teuren Vertragsverlängerung mit ihrem Quarterback nicht mehr in der Lage, die offensiven Umstände auf dem für ihn notwendigen Level zu halten.

TOUCHDOWN24 im Abo

Tua und Goff haben sehr klar gezeigt, wie gut sie sind und welche Rolle sie in einer NFL-Offense spielen können. Da sich jedoch sowohl die Lions als auch die Dolphins momentan in einem Titelfenster sehen dürften, erscheint es unrealistisch, dass eines der beiden Teams mit ihrem Quarterback in sein letztes Vertragsjahr geht. Zu groß dürfte die Gefahr für beide Franchises sein, durch Unruhe im Team aufgrund der ausbleibenden Verlängerung ihr vermeintliches Fenster zu verspielen. Ein weiteres Argument für eine Verlängerung stellt die berechtigte Frage dar, ob überhaupt ein theoretisches Upgrade zu dem jetzigen Quarterback in diesem oder dem nächsten Sommer zu haben wäre. Kurzfristig ist eine Vertragsverlängerung somit eine sinnvolle Lösung, während mittelfristig ein teurer Game Manager das Roster-Building zu stark limitieren könnte, um ein realistischer Titelanwärter zu bleiben.

Jordan Love hingegen dürfte bereits gezeigt haben, dass er auf dem Footballfeld mehr als ein Game Manager sein kann. Bei ihm stellt sich mehr die Frage, ob eine gute Saisonhälfte schon für eine teure Vertragsverlängerung ausreicht, da diese aufgrund seiner kleinen Sample Size ebenfalls kein kleines Risiko darstellen dürfte. Sollte Love die Leistungen vom Saisonende jedoch bestätigen oder nochmal steigern können, wäre er derjenige, für den sein Team auf jeden Fall das Portemonnaie öffnen sollte. Am Ende werden die Packers entscheiden müssen, ob sie auf diese Entwicklung zocken wollen.

 
Sehen wir einen Blockbuster-Trade für einen Spieler?

In den letzten zwei Jahren wurden Beobachter der NFL mit großen Trades förmlich verwöhnt. Während vor der Saison 2022 mit den Trades von Devante Adams, AJ Brown, Tyreek Hill, Deshaun Watson und Russel Wilson gleich fünf große Deals vollzogen, stand in der letzten Saison vor allem der Trade von Aaron Rodgers in den Schlagzeilen. Das einer der Elite-Quarterbacks in dieser Offseason ein Trade-Kandidat werden könnte, dürfte jedoch nahezu ausgeschlossen sein. Viele der besten Quarterbacks haben gerade erst neue Verträge unterzeichnet und sollten somit erstmal an ihre Franchise gebunden sein. Des Weiteren wirkt auch kein NFL-Team mit Elite Quarterback so, als ob es einen Rebuild einleiten wollte und bereit wäre, sich von seinem Franchise-Quarterback zu trennen.

Der Blick bei der Suche nach potenziellen Trade-Kandidaten wandert somit in Richtung anderer Premium-Positionen. Besonders im Fokus dürfte hier aufgrund der Geschehnisse der letzten Jahre die Wide Receiver Position stehen. Auch dieses Jahr dürften wieder einige Receiver in Trade-Gerüchte verwickelt werden. Besonders im Fokus könnte hier erneut Devante Adams stehen. Der vor zwei Jahren für einen First Round Pick zu den Raiders getradete Receiver tat schon letzten Jahr seine Unzufriedenheit öffentlich kund und dürfte für viele Teams eine spannende Option darstellen. Aufgrund seines Alters, Adams wird während der nächsten Saison 32, und seines hohen Gehalts dürfte er für viele Teams jedoch nur eine kurzfristige Lösung darstellen und sein Preis sollte sich in Grenzen halten.

Für noch größeren Blockbuster-Faktor könnte hingegen in dieser Offseason Brandon Aiyuk von den 49ers sorgen. Aiyuk ist mit 25 Jahren selbst für NFL-Verhältnisse noch jung und kommt mit 1342 Yards und 7 Touchdowns aus seiner besten NFL-Saison. Für die 49ers dürfte es schwierig werden, neben den bereits herausgegebenen Mega-Verträgen auch noch einen weiteren Wide Receiver teuer zu bezahlen. Brandon Aiyuk geht 2024 in sein letztes Vertragsjahr (Fifth-Year-Option) und wird nach der Saison Free Agent, weshalb San Francisco ihn in dieser Offseason vermutlich zum letzten Mal teuer traden könnte. Da auch die Nachfrage nach einem Receiver wie Aiyuk groß sein dürfte, könnten die 49ers möglicherweise einen ähnlichen Weg wie die Chiefs beim Trade von Tyreek Hill vor 2 Jahren beschreiten und die in einem möglichen Deal gewonnene Munition für die nachhaltige Stärkung des Kaders nutzen.

Wenn es um große Trades geht, muss der Blick zwangsläufig auch immer in Richtung der Teams gehen, die einen Rebuild einleiten könnten. Teams wie die Broncos, die Chargers oder die Titans könnten beispielsweise bereit sein, bei passenden Angeboten Defense-Stars wie Justin Simmons, Jeffrey Simons oder Joey Bosa abzugeben. Dennoch drängen sich momentan kaum weitere Starspieler für einen Trade auf, weshalb am Ende dieser Offseason vielleicht doch mehr die kleinen Trades in den Fokus rücken könnten.


- Anzeige -

NFL meist geklickt

Meinung NFL