Sam LaPorta will die Geschichte erfolgreicher Tight Ends von der University of Iowa fortsetzen. George Kittle wird beide Daumen drücken. Credit: Imago Images / USA Today / Kirby Lee

Die Top Ten unter den Tight Ends im NFL Draft wird normalerweise eher nur am Rande beobachtet. Doch in diesem Jahr liefert der Jahrgang eine Menge Potential und viele unterschiedliche Talente. Egal ob ein Team nun nach dem klassischen In-Line Blocker Ausschau hält oder nach einer Mismatch-Waffe im Receiving Game. Hier ist für jeden Geschmack etwas dabei. 

Aufgrund der Unterschiede und weil es vor allem auch für die Fantasy Football Fans unter den Leserinnen und Lesern äußerst relevant ist, werden die beiden Typen Tight End voneinander abgegrenzt und in separaten Rankings in dieser Kolumne aufgeführt werden. So hat ein Spieler, der neben seiner Stärke als Anspielstation auch noch im Lauf- und sogar im Passspiel blocken kann, für NFL Teams meist einen höheren Wert als ein reiner Receiver. Wer jedoch viele Catches und Touchdowns macht, prägt die Schlagzeilen und ist das Target in Dynastie Drafts im Fantasy Football. Für die Teams hat er eher weniger Relevanz, da er teilweise sogar als Split End weit entfernt von der Offensive Line aufgestellt wird und, wenn er nicht gerade Travis Kelce heißt, weniger Snaps sieht, als der klassische Tight End.  

Tight End

Meistens Inline an der Offensive Line aufgestellt, bewegt sich ein klassischer Tight End vor dem Snap in die Slot oder ins Backfield, wenn er nicht aus der eigentlichen Startposition agiert. Tight Ends sind schnelle Vorblocker für Runningbacks, eine zusätzliche Absicherung in der Pass Protection des Quarterbacks und werden als Receiver oft über das Zentrum angeworfen. Dabei ist es unerheblich, ob man ein guter Route Runner ist oder die Schnittstellen einer Abwehr auf allen Ebenen des Feldes attackiert. 

1. Michael Mayer / Notre Dame Fighting Irish

Der 21-jährige Tight End erzielte trotz seines jungen Alters bereits über 2.000 Receiving Yards und 18 Touchdowns für die Notre Dame Fighting Irish. Es gibt in diesem Jahrgang eine breite Masse an guten Spielern auf seiner Position und vielleicht ist der ein oder andere auch nochmal athletischer, aber Michael Mayer sticht aus allen heraus. 

Funktionell bringt er sein Route Running und seine Beinarbeit auf den Punkt. Mayer weiß sich zu bewegen und fängt auch sehr schwierige Bälle mit Leichtigkeit. Er hat einen starken Antritt, saubere Techniken im Unter- und Oberkörper und löst sich häufig von Gegenspielern. Damit geht er gern in die Schnittstellen der Abwehr und kann sowohl für den Lauf als auch im Passangriff sicher blocken. Häufig wurde er wegen seiner Zuverlässigkeit und Playmaker-Fähigkeiten bei Third Downs und anderen kritischen Situationen angeworfen, weil seine Quarterbacks ihn immer dort fanden, wo er sein sollte. 

2. Darnell Washington / Georgia Bulldogs

Darnell Washington ist ein einzigartiges Talent bei seiner Größe von über zwei Metern und seinem Gewicht von 122 Kilogramm. So, wie er seinen Körper einsetzt, wird er im Draftprozess einige Scouts davon überzeugen, dass er sich zu einem ganz besonderen Spieler auf dem nächsten Level entwickeln kann. 

Washington spielt raffiniert und kann in einem Schema mit viel Play Action wunderbar verbergen, ob er als Blocker oder Receiver fungiert. Je flüssiger er seine Routen ohne harte Breaks laufen darf, desto eher kann er sich separieren. Denn er ist trotz seiner Athletik und Größe ein wenig steif. Auch im Blocking kann seine Größe eher ein Nachteil sein. Es sollte aber dank seiner Physis ausreichen.

3. Luke Schoonmaker / Michigan Wolverines

In der Saison 2022 fing Luke Schoonmaker 35 Pässe für 418 Yards und drei Touchdowns. Bedenken wir, dass er vier Wochen warten musste, ehe er als Receiver ins Spiel eingebunden wurde, weil Erick All sich verletzte, zeigt es uns, welches Upside in dem ansonsten gut ausgereiften Blocker steckt. Nur Coach Jim Harbaugh weiß, weshalb er uns seine Receiver-Qualitäten so lange vorenthalten hat. 

Nach dem Catch wird der fast 25-jährige Tight End dennoch auch zukünftig nicht sonderlich glänzen. Was ihn auszeichnet, sind seine Blocking Fähigkeiten, seine sicheren Hände und seine variable Einsetzbarkeit von H-Back, über Inline zur Slot. Teams mit viel 12 personnel werden ihn für diese Vielseitigkeit höher ansehen, als andere.  

4. Sam LaPorta / Iowa Hawkeyes

Sam LaPorta erfüllt das hohe athletische Profil eines Tight Ends der Iowa Hawkeyes und ist bestens in allen Facetten des Spiels ausgebildet. Nach George Kittle, T.J. Hockenson und Noah Fant könnte er der nächste große Spieler seiner Uni auf dieser Position sein und sich über die Rotation allmählich in ein Starting Lineup arbeiten. Denn mit dem Ball in den Händen ist er bei 20 gebrochenen Tackles allein im letzten Jahr brandgefährlich. 

LaPorta war über die letzten zwei Jahre mit Abstand der wichtigste Receiver im Angriff von Iowa und fängt alle Bälle sicher noch mit weit von sich gestreckten Armen. Auch wenn sein Team weniger für seine Pass-Offense bekannt war, brachte es LaPorta in den letzten vier Jahren auf 153 Receptions und 1.786 Yards. Manche Konzentrationslücken führen allerdings zu Drops, die er noch abstellen muss. Dafür mögen Scouts an ihm sein bereitwilliges und physisches Blocking, auch wenn er hier noch technisch dazulernen darf. 

5. Brenton Strange / Penn State Nittany Lions

Brenton Strange kann physisch die härtesten Matchups blocken, was er immer wieder bewiesen hat. Technisch kann er hier sogar noch konstanter werden. Er bricht Tackles und kann auch mit Beschleunigung für viele Yards nach dem Catch sorgen. Seine besten Spiele hatte er gegen die schwierigsten Gegner in den wichtigsten Momenten und daher liefert der klassische Tight End Upside, welches sich Teams ab dem frühen dritten Tag nicht entgehen lassen werden. 

Receiver

Ein reiner Receiving Tight End spielt meistens weiter entfernt von der Offensive Line und startet aus der Slot oder sogar als Split End isoliert auf einer Außenbahn. Sie sollten die Fähigkeiten eines Wide Receivers für Contested Catches und Route Running mitbringen, da sie in der Regel als zusätzliche Anspielstation fungieren. Ausnahmen können auch zum führenden Passempfänger ihres Teams reifen. So eine Mismatch-Waffe sucht jede NFL-Franchise. 

1. Sam LaPorta / Iowa Hawkeyes

Bereits bei den klassischen Tight Ends erwähnt, wäre Sam Laporta das erste Ziel, wenn ich auf der Suche nach einem neuen Receiving Tight End wäre. Er mag gegen noch physischere Blocker nur auf Platz Vier landen. Aber unter den reinen Passempfängern kann sich LaPorta mit jedem messen. Die Tatsache, dass er in beiden Rollen zu den besten seines Fachs zählt, sollte ihn zu einem der talentiertesten Tight Ends seines Jahrgangs machen. 

2. Dalton Kincaid / Utah Utes

Wer Dalton Kincaid draftet, tut dies sicher nicht, weil er das Blocking an einem Tight End besonders schätzt. Auch wenn er hier nur wenig zu bieten hat, ist er im Route Running und mit seinen athletischen Einlagen am Catch Point so speziell, dass er trotzdem in der ersten Runde gedraftet werden könnte. 

Mit 108 Kilogramm ist er wesentlich leichter als andere Spieler auf seiner Position gemessen worden und man muss davon ausgehen, dass sein Gewicht in der NFL nochmal darunter liegen wird. Aber als reiner Receiver kann er an seine 70 Receptions für 890 Yards aus dem Vorjahr anknüpfen und sich sogar auf der Außenbahn als wichtigste Anspielstation etablieren. 

3. Luke Musgrave / Oregon State Beavers

Bis zu seiner Verletzung in Woche 2 war Luke Musgrave auf einem guten Kurs, die späteren Zahlen von Kincaid noch einmal zu überbieten. Es gibt wohl keinen schnelleren und beweglicheren Tight End, der in der Power Five gespielt hat und sich für diesen Draft angemeldet hat. 

Wenn seine Knieverletzung wieder ausheilt, kann Musgrave ein einzigartiger Spieler werden. Mit Explosivität und exzellenten Körpermessungen von 1,98 Metern und 113 Kilogramm wird er zukünftig versuchen, Mismatches zu kreieren. Dazu muss er sich aber angewöhnen, seinen Körper physischer einzusetzen. Momentan ist mir, auch aufgrund seiner schweren Vorverletzung, die Gefahr eines Busts sehr hoch. 

4. Will Mallory / Miami Hurricanes

Will Mallory entspringt einer Football-Familie. Sein Vater spielte bereits für Michigan und coachte in der NFL. Der Tight End erhielt viele namhafte Angebote seinerzeit, blieb aber in der Heimat. Sein Hintergrund als ehemaliger Wide Receiver ist offensichtlich. Er fängt Bälle exzellent, muss aber lernen, dass es im Zentrum etwas physischer dahergeht. Wer ihn aber zunächst als reinen Big Slot Receiver und Split End probieren will, um ihn langfristig für Inline auszubilden, könnte ihn relativ früh starten lassen. 

5. Zack Kuntz / Old Dominion Monarchs

Mit einem athletischen Freak wie Zack Kuntz musst du es einfach probieren. Wer so elitär beim Combine testet, wird trotz seiner fehlenden Produktivität an einem College eine Chance in der NFL erhalten. 

Kuntz wurde vielseitig in den verschiedensten Rollen aufgestellt, zeichnete sich aber vor allem dadurch aus, dass er die Schnittstellen der Abwehr attackiert und sehr sichere Fanghände besitzt. Ein Coach muss sich diesem Projekt annehmen und ihn im Route Running und den klassischen Aufgaben eines Tight Ends ausbilden. Deshalb wird er auch unter den Receivern geführt. Denn dort sollte sein Einfluss als erstes spürbar werden, sollte sich das Projekt weiterentwickeln können. 

Fullback

Zu guter Letzt gibt es noch einen Fullback, den ich gewöhnlich unter den Tight Ends liste. Denn Fullbacks haben ähnliche Aufgaben wie Tight Ends, sind aber etwas leichter und vor allem kleiner. Im letzten Jahr habe ich euch Chigoziem Okonkwo vorgestellt und der Draftpick hat sich für die Tennessee Titans so sehr gelohnt, dass zu erwarten ist, dass auch andere Teams nun wieder ein verstärktes Interesse an einem Fullback zeigen. 

Hunter Luepke / North Dakota State Bison

Hunter Luepke hat sich über die Jahre zu einem vielseitig einsetzbaren Spieler entwickelt, der Special Teams, Runningback, Fullback und Tight End spielt. Ein Team, das all diese Facetten an ihm nutzen möchte und ihn als Receiving Fullback einsetzen möchte, wird ihn besser bewerten als andere, die das nicht nutzen wollen. Dank seines athletischen Profils und seiner bemerkenswerten Einsätze in den Special Teams ist er ein Talent, was wirklich Einfluss auf seine neue Mannschaft nehmen kann. 

Über den/die Autor/in
Philipp Forstner
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Philipp Forstner
Autor / Redakteur
Philipp schreibt bei TOUCHDOWN24 u.a. über den College Football

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