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NFL - National Football League

Kansas City Chiefs: Es ist (noch) nicht alles Gold, was glänzt.

Kelce (l.) zeigte seine beste Saisonleistung - Foto: IMAGO / ZUMA Press Wire

Wer bin ich, um Kritik an den Kansas City Chiefs zu äußern? Das Team von Head Coach Andy Reid ist aktueller Doppelchampion und steht nach vier Spielwochen mit einer Bilanz von 4-0 makellos da. Trotzdem mehren sich die Kritiken und Schwarzmalereien. Zurecht, aber auch irgendwie nicht.

+++ein Kommentar von Dirk Kaiser+++

Blicken wir in die Vergangenheit: Die Chiefs haben sich im vergangenen Februar zum wiederholten NFL-Champion gekrönt, obwohl der Kader einige Schwächen hatte. Getragen von der Defense, gelang es in der Offense zumeist, das Duo aus Quarterback Patrick Mahomes und Tight End Travis Kelce in den entscheidenden Momenten zu aktivieren, um durch die Playoffs und zum Titelgewinn zu kommen.

In der Offseason konnte man mit zustimmendem Nicken beobachten, wie die Chiefs ihre Defizite in der Offense angingen. Sie holten den schnellen Receiver Marquise Brown als Fieldstretcher und packten mit Erstrundenpick Xavier Worthy einen noch explosivieren Spieler hinzu, den man ebenfalls als Spieler für die tiefen Routen im Auge hatte. Alleine durch die Anwesenheit dieser tiefen Targets auf dem Feld würden sich Lücken im Underneath-Bereich für Teamkollegen wie Kelce, Receiver Rashee Rice und Runningback Isiah Pacheco öffnen. Man benötigte nicht viel Fantasie, um den Chiefs eine gute Offseason-Note zu geben. Das Team wirkte in Gänze stärker als in der Vorsaison, in der man ja trotzdem den Titel gewann.

Das Haar in der 4-0-Suppe

Blickt man nach Woche vier auf die Chiefs steht die erwartete Bilanz von 4-0 zu Buche. Eine makellose Statistik, die bei genauerer Betrachtung zum großen “Aber“ einlädt. Aber die Chiefs haben in diesen vier Siegen gerade mal ein positives Punktkonto von plus 20. Keinen ihrer Siege holten sie souverän, sondern allesamt in One-Score-Games. Hinzu kommt, dass Marquise Brown verletzungsbedingt noch gar nicht zum Einsatz kam und noch gar nicht abzusehen ist, wann - und ob überhaupt - er in den Saisonverlauf eingreifen kann. Pacheco fehlt zudem verletzt mehrere Wochen und Rice zog sich mutmaßlich am gestrigen Tag einen Kreuzbandriss zu – die offizielle Bestätigung steht noch aus.

Dass ausgerechnet Mahomes nach einer Interception und bei der folgenden gemeinsamen Verteidigungsaktion sein liebstes Target in dieser Saison verletzte, mag dabei schon fast symbolisch für das wirken, was viele den Chiefs abseits des Records zur Zeit attestieren: Eine ziemlich mäßige Saison mit einem maßig aufspielenden Mahomes, einem Kelce, der seine besten Tage hinter sich hat und der Reihe an namhaften Verletzungen.

Ja, und es stimmt. Es ist sicherlich unwahrscheinlich, dass die Chiefs unter all den Einwirkungen ungeschlagen durch die Saison marschieren, wie vielleicht im August noch für möglich gehalten. Ja, vielleicht sind sie sogar zurecht nicht mehr der ganz große Topfavorit auf den Titel, wenngleich sich auch kein anderes der anfangs favorisierten Teams durch große Konstanz aufdrängt. Und wann fangen wir an, ernsthaft zu glauben, dass Sam Darnold und die Minnesota Vikings dauerhaft “for real“ sind? Sam Darnold und die Lombardi Trophy? Alleine der Gedanke wirkt noch immer unwirklich.

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Daher zäume ich das Feld mal von der anderen Seite auf. Die Chiefs haben noch immer die beste Defense der Liga und wer daran zweifeln will für den schwäche zu einer der besten Verteidigungen der Liga ab. Mahomes ist zudem noch nie mit vier Interceptions in den ersten vier Spielen in eine Saison gestartet – gewonnen haben die Chiefs trotzdem alles. Und Kelce hat gegen die Los Angeles Chargers bewiesen, dass er noch immer zur Stelle ist, wenn man ihn benötigt.

Chiefs erinnern an die Patriots in ihrer Prime

Die Chiefs anno 2024 erinnern mich stark an die New England Patriots während ihrer Dynasty. Man startet solide aber nicht überragend in die Saison, gewinnt trotzdem meist. Als Titelanwörter ist es ziemlich egal, wie man im September seine Siege holt, solange man nicht vom Playoffkurs abkommt. Wichtig ist, welchen Football man im Dezember und Januar spielt. Mit anderen Worten: Ich möchte erstmal sehen, dass ein anderes Team sich deutlich als Favorit auf den Super Bowl etabliert. Ich muss die Chiefs erst mehrfach verlieren sehen, bis ich sie nicht mehr weit vorne in meinem Power Ranking habe.

Und natürlich sehe ich auch, dass vom Offseason-Plan wenig geblieben ist. Dass ein Verlust von Rashee Rice weitere Qualität kosten wird. Mit Verletzungen haben aber auch die anderen zu kämpfen. Am Ende haben auch in der Vorsaison eine starke Defense, Mahomes und Kelce ausgereicht, um den Titel zu gewinnen. Es ist zwar noch nicht alles Gold, was glänzt, aber der Glanz kann im Saisonverlauf noch immer hinzukommen. Und dann muss man erst recht Angst für Kansas City haben.

Über den/die Autor/in
Dirk Kaiser
Dirk Kaiser
Dirk Kaiser ist im Bereich des American Footballs seit über 20 Jahren auf etlichen Ebenen aktiv. Journalistisch begleitet er neben der NFL auch die ELF und GFL für TOUCHDOWN24.

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