Jalen Ramsey freut sich tierisch auf seine Zeit bei den Miami Dolphins. Credit: Imago Images / USA TODAY Network / Kirby Lee

Die Miami Dolphins verabschiedeten sich beachtlich aus der letzten NFL-Saison, dementsprechend motiviert gehen sie nun in das neue Liga-Jahr. Wer noch Zweifel an den ernsten Absichten der "Fins" hatte, der sieht sich nach dem Trade für Jalen Ramsey eines Besseren belehrt. Ganz egal, wie schief so mancher Blockbuster-Deal in der Vergangenheit gelaufen ist.

Am Montag kam ein Handwerker bei mir vorbei, der noch ein paar Dinge in einem neu gestalteten Badezimmer zu erledigen hatte. Wir plauderten ein bisschen über dies und das, bis er plötzlich im Wissen um mein zeitweiliges berufliches Themengebiet fragte, welche Football-Mannschaft ich eigentlich am besten finde. Er hätte da mitbekommen, dass das Team von Stan Kroenke einen echten Superstar getradet habe. Der Gute ist begeisterter Arsenal-Fan – derzeit sogar sehr begeistert - das ebenfalls in den Händen der Holding Group des Los Angeles Rams Owners liegt. Eigentlich kennt er sich ja gar nicht aus, meinte er, aber das mit dem Wechsel habe er mitgekriegt.

Dolphins machen mit Jalen Ramsey ein Schnäppchen

Wenn ein derartiges Gespräch stattfindet, dann weiß man als tagtäglicher NFL-Follower, dass etwas Großes passiert ist. Vielleicht nicht so groß wie jene Deals für ein paar namhafte Quarterbacks in den vergangenen und eventuell noch folgenden Tagen, aber immer noch ganz schön groß. Wenn ein Talent wie Jalen Ramsey nicht nur auf den Markt kommt, sondern auch noch das Team wechselt, dann lässt das ligaweit und bis hinein in Deutschlands internationale Handwerker-Gilde aufhorchen. Schließlich sprechen wir hier von einem der vielleicht fünf besten Cornerbacks der Liga und dazu noch von einem der doch durchaus extrovertierteren Superstars der National Football League. Womit Schlagzeilen en Masse eigentlich vorprogrammiert sind.

Ein klein wenig geht der Deal dann im Strudel der anlaufenden Free Agency tatssächlich unter, was nicht darüber hinwegtäuschen sollte, dass die Dolphins und vor allem ihr General Manager Chris Grier sich hier ein echtes Sahnehäubchen auf die eigene Teamtorte gesetzt haben. Ganz besonders, weil jenes im Angebot zu ergattern war – dem Ausverkauf der Los Angeles Rams sei Dank. Der Drittrundenpick und Tight End Hunter Long, der genau einen einzigen Catch in seinen zwei NFL-Jahren zusammenbekommen hat, sind ein mehr als passabler Preis für einen Spieler von Ramseys Kaliber. Erst recht, wenn er sich mit 28 Jahren in seiner sportlichen Prime befindet und wichtige Akzente für die Dolphins setzen kann. Ganz besonders wichtige sogar.

Jalen Ramsey kann Dolphins nach vorne bringen

Denn auch wenn die Dolphins letztes Jahr eine durchaus passable Saison ablieferten und die NFL mit einer starken Leistung bei ihrem einzigen Playoff-Auftritt in Buffalo verblüfften, so hing doch eine etwas dunkle Wolke über dem sonst so sonnigen South Beach. Da wären die Querelen um Tua Tagovailoa und seine Gesundheit, ein ernstes, wohl auch weiterhin andauerndes Thema, welches den Delfinen noch eine ganze Weile im Kielwasser hinterherschwimmen dürfte. Da wären zusätzlich die ohnehin schon hohen Erwartungen der Fans, die jüngste erfolglose Vergangenheit, die alles andere als glückliche Trennung von Brian Flores – all diese Dinge machen es nicht immer ganz leicht, den Optimismus bei der AFC East Franchise zu bewahren.

Die Verpflichtung von Jalen Ramsey gibt hierbei ein richtiges Zeichen. Seht her, wir sind nicht mit der letzten guten Saison zufrieden, wir wollen mehr. Und wir tun etwas dafür. Es gibt dabei sicherlich auch Fragezeichen, die man in Bezug auf den sagen wir einmal selbstbewussten bis manchmal auch desillusionierten Ramsey anführen kann. Zum Beispiel sein schwacher Super Bowl vor gut einem Jahr, ein manchmal an Ebbe und Flut erinnernder Einsatzwille oder die große "Schnüss", wie es der Rheinländer formulieren könnte. Unter Strich steht dann da aber immer noch ein echter Nummer-Eins-Cornerback, der einer durchaus talentierten Defense im Zusammenspiel mit Xavien Howard und unter Neu-Defensive-Coordinator Vic Fangio auf eine neue Dimension heben kann.

Dolphins hoffen auf zwei motivierte Jahre

Ramsey erfüllt dabei nach der Entlassung von Byron Jones auch einen dringenden Need für die Dolphins, einen weiteren konnte man auf der Middle Linebacker Position mit David Long abhaken. Wenn man in der Free Agency jetzt noch den ein oder anderen Offensive Lineman findet, dann könnte man mit einer beneidenswerten Ausgangslage in den NFL Draft gehen, bei der man eigentlich komplett auf die besten Talente gehen könnte und wenig auf eigene Schwachstellen achten müsste. Die Restrukturierung von Ramseys Vertrag hilft beiden Seiten, denn somit haben die Dolphins eine vernünftig bezahlte Verstärkung für zwei Jahre sicher und Ramsey kann dann mit 31 nochmal auf einen letzten großen Zahltag hoffen.

Klingt alles wunderbar rosig, nicht wahr? Das tut es tatsächlich und Dolphins-Fans wissen nur zu gut, dass das in sich zur jetzigen Zeit noch überhaupt nichts bedeutet. Zu oft waren sie in der Vergangenheit schon die "Offseason Champions", nur um dann später weit hinter den eigenen Ansprüchen herzuschwimmen. Das könnte natürlich auch dieses Jahr passieren, vor allem wenn sich ein erneutes Drama um Tua Tagovailoa anbahnen würde. Dann wäre auf einmal nicht nur ein spielerisches Loch da, sondern vor allem ein menschliches.

Von der würde unser guter Handwerker sicherlich auch etwas mitbekommen.

Über den/die Autor/in
Moritz Wollert
Moritz Wollert
Moritz Wollert schreibt für TOUCHDOWN24 u.a. über die NFL. Für das monatliche Print-Magazin schreibt er u.a. die NFL History Artikel

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